SWR2 Wort zum Tag

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Gott hat mit Freiheit zu tun. „Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit." (2.Kor 3,17) So klar hat das Paulus formuliert.
Da bin ich den Tränen nahe, wenn Menschen nach Freiheit rufen.
„Assardi" - Freiheit - dieser Ruf wurde in Teheran laut - im Sommer 2009.
Jetzt wird der Ruf nach Freiheit unüberhörbar in Tunesien und Ägypten.
Tausende, Hunderttausende stehen auf - nicht für ihre Privilegien - nicht für mehr Geld oder für mehr Macht - sondern schlicht für die Freiheit, die ihnen verwehrt wird.
Ein Arzt, der Beruf, eine Familie und ein sicheres Einkommen hat, hilft unermüdlich, kontrolliert die Schlangen, die auf den Platz drängen: dass keiner Waffen hat, dass die Demonstration friedlich bleibt. Szenen tief empfundener menschlicher Wärme haben sich mir eingeprägt: „Wir sind Brüder!", rufen die Demonstranten Ende Januar in Kairo den Soldaten in den Panzern zu - und die antworten: „Wir sind Brüder!" (29. Januar) Die Steine der Gewaltausbrüche werden eingesammelt und in arabischer Schönschrift zu Friedensworten gelegt. Muslimisches Freitagsgebet und koptische Sonntagsmesse (4.2./6.2.) werden auf dem Platz gefeiert - in gegenseitigem Respekt und freudiger Anteilnahme.

Wird es eine friedliche Befreiung - so wie vor zwanzig Jahren in Osteuropa?
Oder wird der Ruf nach Freiheit mit Gewalt blutig unterdrückt? Ich weiß nur dieses: Menschen sehnen sich nach Freiheit in Sicherheit. Denn wenn Menschen nach Freiheit rufen - auch im Namen ihrer Religion - wollen sie kein Chaos, keine leere Freiheit, bei der sich nur das Unrecht des Stärkeren durchsetzt. Die Menschen auf dem Tahrir Platz in Kairo wollen Freiheit in Sicherheit.

Es heißt in der Bibel: Gottes Gerechtigkeit - sein Recht, seine Gebote, sind Fundamente der Welt, so fest gegründet wie die Berge, so tief wie die tiefsten Meere: Gott, deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes - und dein Recht wie die große Tiefe. (Psalm 36,7)

Gottes Gebote sind Wegweiser für ein Leben in Frieden und Freiheit. Sie schützen die Schwachen vor den Starken - schützen ihre Freiheit umfassend.
Das Recht schützt auch meine Freiheit. Gott sei Dank!
Weil ich in einer Rechtsordnung lebe, die viele verteidigen: Gerichte und Polizei, Schulen und Parteien, Parlamente und viele andere - Gruppen und Organisationen.

Und genau das geschieht schon jetzt, wenn die Tausenden auf dem Platz selber eine zivile Ordnung aufbauen - ein Miteinander ohne Waffen und mit gegenseitigem Respekt.
Wenn ich an die vielen Menschen auf dem Tahrir Platz denke - kann ich nur hoffen und

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