SWR3 Gedanken

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Urlaub mit Freunden in Italien. Einer wird krank, bekommt Fieber. Nachts fällt er aus dem Bett, reißt ein Glas mit, das zerbricht. Er ist nicht ansprechbar, hat einen tiefen Schnitt im Gesicht. Schnelle Hilfe ist nötig. Wir stehen da mit dem Hörer in der Hand. Welche Nummer sollen wir anrufen? Verzweifelt wählt einer die 112. Und hat tatsächlich einen an der Strippe, der sofort den Rettungswagen schickt.
Bereits 1991 fiel in der Europäischen Union der Beschluss, eine einzige Notrufnummer für ganz Europa einzuführen. Aber noch im Jahr 2009 wusste gerade mal jeder vierte der rund 500 Millionen europäischen Bürger und Bürgerinnen, dass er mit der 112 jederzeit und überall einen Notruf absetzen kann. In vierunddreißig europäischen Staaten.
Deswegen wurde 2009 vom Europäischen Parlament der Tag der Europäischen Notrufnummer eingeführt. Sinnigerweise am 11.2. Also heute. Damit man sich die Notrufnummer 112 auch besser merken kann. Kostenfrei und ohne Vorwahl landet man damit bei einer Leitstelle, die weiterhilft.
„Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten." So sagt Gott im 50. Psalm. Und mir fallen jede Menge Gelegenheiten ein, in denen mir dieses Wort etwas bedeutet. Weil ich in einer seelischen Krise stecke. Oder in einer Situation, wo sich kein Ausweg auftut. Für meine Seele. Dafür ist dieser Notruf rund um die Uhr erreichbar.
Aber für alles andere gibt es die 112. Weil es wichtig ist zu wissen, wo ich mich hinwenden kann in der Not. Rund um die Uhr. Am besten rund um den Globus. In Europa ist zumindest ein Anfang gemacht. Ein Zeichen gesetzt dafür, dass Not an Grenzen nicht Halt macht. Und Hilfe Gott sei Dank auch nicht.
Gott erreiche ich mit einem Stoßseufzer, die europäischen Leitstellen mit der 112. Die Not wird deshalb vermutlich nicht kleiner. Aber je mehr Menschen wissen, wo sie sich hinwenden können in der Not, desto besser werden wir auch mit ihr umgehen können.

 

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