SWR3 Gedanken

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Féenose kommt aus Burkina Faso, einem Land in Westafrika. Mit bürgerlichem Namen heißt sie Sylvie Toé. Sie ist 24 Jahre alt und lebt mittlerweile in Mannheim, wo sie sich als Sängerin einen Namen macht. Eines ihrer Stücke trägt den Titel „Excision". Zu deutsch: Beschneidung.
Weltweit sind etwa 150 Millionen Mädchen und Frauen von der Praxis der Beschneidung oder auch Genitalverstümmelung betroffen, vor allen Dingen in Afrika. Weil die Tradition es so will. Die Völkergemeinschaft will es nicht. Sie hat der Genitalverstümmelung den Kampf angesagt. Unter anderem mit einem von der UN-Menschenrechtskommission ausgerufenen „Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung". Der ist heute.
Und in der Europäischen Union steht der Eingriff als ein Akt der Körperverletzung unter Strafe. Einer hartnäckigen Tradition rückt man mit Strafen allerdings kaum zu Leibe. Deswegen setzen Menschen wie Féenose auf Aufklärung. Ihren Titel „Excision" hat sie in der Hoffnung geschrieben, wie sie sagt, „diese Welt aufmerksam zu machen und zu berühren, damit endlich diese kriminellen Praktiken beendet werden".
Und wer ihr Lied hört, ist betroffen. Es erzählt von einem Mädchen aus Féenoses Dorf, das beschnitten wird und diesen Eingriff nicht überlebt. Es erzählt von einem Vater, der zu schwach ist, sich gegen die Tradition zu stellen. Und von einer Dorfgemeinschaft, die ihre Traditionen nicht in Frage stellt.
Der Untertitel dieses Liedes lautet „Silence", zu deutsch: Stille. Das ist das Gefühl, das Féenose ergreift, wenn sie an dieses Mädchen denkt. Totenstille. Aber am Internationalen Tag gegen Genitalverstümmelung geht es genau um das Gegenteil: die Stille zu durchbrechen, das Schweigen zu beenden. Uns aufmerksam zu machen eben.
Denn diese Aufmerksamkeit garantiert Aufklärung. Die wiederum sorgt dafür, dass Eltern genügend Rückgrat haben, sich mit ihren Töchtern gegen die Tradition zu stellen. Bis Féenoses Wunsch irgendwann Wirklichkeit ist.

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