Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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20.000 Nikoläuse, Sankt Nikoläuse - bringt einer meiner Kollegen in diesen Tagen unter die Leute. 20.000 – eine fast symbolische kleine Zahl angesichts des Millionenheers an Nikoläusen und Santa Clauses, die seit September in den Läden stehen. Die 20.000 Sankt Nikoläuse unterscheiden sich von den anderen Schokoladenmännern dadurch, dass sie erst heute in Kindergärten und Bäckereien zu haben sind. Und dadurch dass sie durch ihre Verpackung erkennbar mit einem Bischof in Verbindung gebracht werden. Das soll auf den Ursprung all der kommerzialisierten Nachkommen von Sankt Nikolaus hinweisen: Auf den Bischof von Myra, der vor rund 1600 Jahren in Cemre, der heutigen Türkei gelebt hat. Nikolaus ist eine der christlichen Heiligenfiguren, ein Paradebeispiel für den christlichen Glauben. Nicht nur wegen seiner warm-rot schimmernden Aura aus Geborgenheit, Strenge und Güte. Sondern weil Sankt Nikolaus für das Schenken steht, einen der Grundzüge des christlichen Glaubens. Und Nikolaus ganz besonders für das Geben ohne erkannt zu werden. Nur um des guten Zweckes Willen, für die gute Sache an sich. Das ist übrigens auch der Ursprung des so genannten „Einlegebrauchs“ am Vorabend des 6. Dezember. Nikolaus war bevor er Bischof wurde ein sehr wohlhabender Mann, der seinen Reichtum aber nicht für sich behalten wollte. Er hörte von einem Mann, der so arm war, dass er seine drei Töchter ins Bordell schicken wollte, damit die Familie überleben und er seine Töchter später verheiraten konnte. Diesem Mann wollte Nikolaus helfen, aber ohne ihn in Verlegenheit zu bringen. Und das hat er – der Legende nach so gemacht: Er hat in drei aufeinander folgenden Nächten jeweils einen Goldklumpen in die Schlafzimmer der drei Töchter geworfen und sich danach immer ganz schnell aus dem Staub gemacht, damit ihn niemand dabei sieht. Daraus ist dann der Brauch entstanden - heimlich - glitzernd verpackte Schokolade, Nüsse und Obst in Schuhe oder Socken vor das Bett oder die Schlafzimmertür zu legen. Der Bischof meiner Diözese, Gebhard Fürst, ist heute in der Kinderklinik in Tübingen und verteilt Nikoläuse, Sankt Nikoläuse, also die richtigen. Natürlich auch aus Schokolade und verpackt mit diesem wunderbaren Glitzerpapier. Der Bischof bringt aber mehr als nur als nur Glitzer und Schokolade. Er bringt seine Zeit und seine Aufmerksamkeit für die, die denen es nicht so gut geht. Und da gibt es dann keinen Unterschied mehr zwischen dem legendären Bischof vor 1600 Jahren und unserem Bischof heute. https://www.kirche-im-swr.de/?m=269
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