SWR3 Gedanken

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Ein amerikanisches Krippenkind
„Spartacus“ hat heute Geburtstag. Oder soll ich lieber sagen „Odysseus“, oder „Vincent van Gogh“. Denn ich rede von Kirk Douglas. Der große amerikanische Schauspieler wird heute 90. Wie viele Rollen hat er gespielt! Und so ziemlich alle Preise abgeräumt, die es im Filmgeschäft gibt. Dabei stammt er aus komplett anderen Verhältnissen. Ohne Glamour. Musste sich im Leben mühsam durchboxen, im wahrsten Sinne des Wortes. Wem verdankt er die Erfolge?
Issur, genannt »Issy« Danielovitch Demsky, so hieß Kirk Douglas ursprünglich, verbrachte seine Kindheit in einem Armenviertel New Yorks, die Eltern Herschel und Bryna waren aus Weißrussland (Gomel) eingewandert. Durch Ringkampfsiege bekommt er schließlich ein Stipendium an der St. Lawrence University und absolviert dort seine Schauspieler-Ausbildung. Aber mit Engagements sieht es danach lange Zeit mies aus. Bis er seinen ostjüdischen Namen gegen einen schottischen eintauscht. Und dann klappt’s. Es war der unausgesprochene Antisemitismus!
Kein Wunder, dass ihm solche Rollen lagen, wo jemand gegen Ungerechtigkeit kämpft und sich wehrt. Doch mit keiner Rolle seiner 90 Filme wird er so identifiziert wie mit »Spartacus«, der die Sklaven Roms bei ihrem Freiheitskampf anführt. Und am Kreuz endet.
»Ich kam in einer herrlichen goldenen Kiste, die an dünnen Silberfäden vom Himmel herabhing, auf die Welt.« So beginnt Kirk Douglas seine Autobiographie. »Meine Mutter war an einem Wintermorgen beim Brotbacken, als sie glaubte, draußen etwas zu sehen. Sie rieb eine kleine Stelle des Fensters von Eisblumen frei und sah die wundervoll verzierte goldene Kiste im Schnee schimmern. Schnell warf sie sich einen Schal um, lief in den Hof und öffnete die Kiste... und da war ich! Ein wunderhübscher kleiner Junge, nackt, zufrieden und lächelnd. Sie nahm mich behutsam hoch, drückte mich fest an ihre Brust, um mich warm zu halten, und brachte mich ins Haus.«
Was für ein Bild! »Ich weiß, dass es wahr ist, denn meine Mutter hat es mir erzählt.« schreibt Kirk Douglas. Was für ein Gefühl beim Start ins Leben! So etwas trägt, hält und segnet einen. Immer wieder. »Von da an habe ich immer gewusst, dass etwas aus mir werden würde. Aber für sehr lange Zeit war ich ein Nichts.« Happy birthday, Kirk Douglas!
*Kirk Douglas, »The Ragman’s Son«, Simon and Schuster, New York 1988.
"Weg zum Ruhm, Erinnerungen", Ullstein, Berlin, Frankfurt am Main, 1988, Seite 12.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=256
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