SWR3 Gedanken

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Frieden – auf Erden, und die Armut?
»Es begab sich aber zu der Zeit...« V

Bankier ist ein völlig normaler Beruf. Aber Banker sind nicht überall angesehen, Dabei bekommt übermorgen einer von ihnen den Friedensnobelpreis. Für ihn sind ein paar Millionen keine »peanuts«. Er hat es mit den kleinen Beträgen. Sprich: von Kleinkredit, genauer: Mikrokredit. Damit ist er berühmt geworden: Mohammed Yunus, Professor aus Bangladesh.
Der Wirtschaftsprofessor genießt mit seinem auf Kleinstkredite spezialisierten Institut längst einen legendären entwicklungspolitischen Ruf. Denn er hat eine Antwort gefunden auf die Frage: Wie kann eine Bank gewinnbringend Geld an Leute ausleihen, die absolut arm sind – ohne regelmäßiges Einkommen, meist ohne Schulbildung, Menschen ohne eigenes Land und mit armseligen Heimstätten, regelmäßig von Wirbelstürmen und Überschwemmungen heimgesucht?
Seine »Gameen-Bank« – heißt soviel wie die »Dorf-Bank« – scheint damit ein Problem gelöst zu haben: das Dilemma zwischen hohen Zinskosten, die sich arme Menschen nicht leisten können, und günstigen Zinsen, die sich eine Bank nicht leisten kann.
Der Ausweg, den Muhammad Yunus fand, ist bestechend einfach: Die Kosten werden »externalisiert«. Die Kundenauswahl und -überprüfung, die Begleitung und Durchsetzung der Kreditrückzahlung werden anderen aufgebürdet – nämlich den Kunden selber. Und das funktioniert! Eine hohe Rückzahlungsquote.
Der neue Friedensnobelpreisträger kommt aus einem der ärmsten Länder der Welt. Er legt Wert darauf, dass Bedürftige nicht zu Almosenempfängern degradiert, sondern Geschäftspartner werden. Diese Kredite machen ungefähr die Hälfte des Betrages aus, den wir bei uns für ein Ticket zum einem Popkonzert bezahlen. Yunus hat sein Wirken einmal so umschrieben: „Unser Ziel ist die Bekämpfung der Armut. Aber wir machen Gewinn.“
„Frieden auf Erden...“ verheißt die biblische Weihnachtsgeschichte. In Oslo ehrt man übermorgen einen Weg, der zum Frieden führt: »Dauerhafter Frieden kann nur erreicht werden, wenn große Bevölkerungsgruppen Wege finden, um aus der Armut auszubrechen. Mikrokredite sind ein Mittel dazu«, so erläutert das Nobel-Komitee in seiner Begründung. Und ehrt, belohnt damit das Werk eines ungewöhnlichen Bankers, der nach der Divise arbeitet: »Auch arme Menschen sind kreditwürdig.«
https://www.kirche-im-swr.de/?m=255
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