SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Die Adventszeit ist spannend. Sie versetzt in Spannung.
Einerseits lädt sie ein, ganz in der Gegenwart zu sein. Sich am Licht der Kerzen zu freuen, Adventsdüfte zu genießen, sich Zeit zu nehmen, zur Ruhe zu kommen.
Gleichzeitig richtet mich die Adventszeit ganz intensiv auf die Zukunft aus. Auf das Weihnachtsfest, auf die Freude, dass Gott gekommen ist, und vor allem dass Gott immer in unsere Welt kommen möge. Der Advent richtet meinen Blick aus auf Zukunft und wirft damit ein besonderes Licht auf mein Leben hier und jetzt, das ich jeden Tag leben und meistern muss.
Carl Friedrich von Weizsäcker hat diese Spannung so beschrieben:
"Man kann in dieser Welt, wie sie ist, nur dann weiter leben, wenn man zutiefst glaubt, dass sie nicht so bleibt, sondern werden wird, wie sie sein soll."
Die Welt ist nicht am Ziel, sie kann nicht so bleiben wie sie ist, sie soll besser werden.
Es gibt einen Graben zwischen der Welt, die ist und dem wie sie gut wäre. Die Nachrichten und das Leben lassen diesen Graben jeden Tag spüren.
Es tut weh, dass die Welt nicht so ist wie sie sein könnte. Dass Menschen nicht so sind, wie sie sein könnten, liebevoll, gerecht, human, dass ich nicht so bin, wie ich sein könnte.
Überall diese Spannung.
Aber die Adventszeit erinnert vor allem positiv daran: „Die Welt ist veränderlich, verbesserlich“. Und sie erinnert an ein wunderbares Versprechen: Gott kommt und damit wird die Welt erneuert. Gott kommt und Menschen können neu werden. Auch wir älter und schon ein bisschen starr gewordenen können immer wieder Hoffnung fassen. Die kann uns den Rücken stärken im Leben. Kraft geben, dass wir in dieser unfertigen Welt Lichter anzünden. Damit es nicht bleibt, wie es nicht bleiben kann. Das christliche Zeitgefühl ist darum viel mehr in die Zukunft orientiert als in die Vergangenheit. Darum ist folgende, ein gutes Lebensmotto:
“Lebe jetzt und auf Zukunft hin. Nicht nur in Erinnerungen.“
Der Vergangenheit nachtrauern, hilft nicht leben. Auch Ihnen und mir, die älter oder alt geworden sind, gilt Gottes Zukunft. Ich kann mich ihr zuwenden. In Zukunft investieren. Manchmal tut es gut, wenn man sich von Altem trennt. Oder etwas angeht, vor dem man immer schon Angst hatte. Wenn man neugierig bleibt für das was sich neu tut. Wenn man zukunftsträchtige Menschen oder Ideen fördert.
Und wenn Sie für sich selbst nicht mehr so viel erwarten. Vielleicht können Sie es für die Jüngeren. Für sie hoffen, beten und was tun.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=242
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