SWR4 Abendgedanken BW

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Die Jungen müssen für die Alten und Älteren sorgen – das scheint selbstverständlich. Sogar in der Politik. Wir reden vom Generationenvertrag.
Von der Verpflichtung der Jüngeren, für die Älteren da zu sein.
Die Alten haben die Jungen aufgezogen und erzogen, gewiss. Und jetzt? Können Sie nun nichts mehr für sie tun?
Was ist der Beitrag, den die Alten für die Jungen leisten können?
Ja, ich glaube, das gibt es auch. Also eine neue Art von Generationenvertrag. Eine besondere Weise, wie die Älteren für die Jüngeren da sein können, wie die Eltern-Generation ihre Kinder und Enkelkinder unterstützen kann.
Wie ich mir das vorstelle?
Dazu gehört für mich, dass sie ihnen ihre Erfahrungen weitergeben. Dass sie sagen, wie ihr Leben ging, dass sie von Erfahrungen erzählen, die sie gemacht haben und über die Einsichten reden, die sie gesammelt haben in den Rucksack des Lebens.
Natürlich meine ich nicht diese Art von Besserwisserei, die jedem jüngeren Menschen auf die Nerven geht und die Lust nimmt, auch nur eine Minute länger zuzuhören, wenn es dann heißt:
Du musst es so machen oder so …
Wir mussten damals noch …
Bei uns hätte es das nicht gegeben, dass …
Nicht den Jüngeren Erfahrungen ersparen wollen.
Nein, ich stelle mir vor, die Älteren sollen Zeugnis geben, von Erfahrungen erzählen. Von guten Erfahrungen auch in schwerer Zeit, wie drei Generationen unter einem Dach wohnten. Was sie durch gestanden haben, nach 10 Stunden im Betrieb abends noch Kartoffeln rausmachen oder einem Nachbarn helfen, die Scheune auszubauen. Wie sie sich trotzdem gefreut haben, auch wenn an Weihnachten nicht eine Woche Mallorca auf dem Gabentisch lag. Und was es bringt, zusammen zu halten und einander zu helfen. Ganz praktisch beim Tapezieren oder wenn ein Kind krank ist.
Dass das zustande kommt, dazu braucht es nicht viel:
Die Älteren erzählen und die Jüngeren sind bereit zuzuhören.
Und vielleicht kommt da beim Erzählen auch so etwas wie Dankbarkeit auf. Dankbarkeit für die Erfahrung, dass wir in allem getragen und gehalten sind – auch im Alter - wie es auch in dem Lied von Jochen Klepper zum Ausdruck kommt:
Ja, ich will euch tragen bis zum Alter hin. Und ihr sollt einst sagen, dass ich gnädig bin.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=23
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