Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Wer sich in einem Dritte - Weltladen engagiert, muss von dem, was er da tut, wirklich überzeugt sein. Denn immer wieder müssen sich die Ehrenamtlichen anhören, dass die Produkte im Weltladen zwar sehr schön und ganz wunderbar seien, aber doch viel zu teuer. Da die Weltladen - Aktiven in der Regel geduldige Menschen sind, erklären sie dann zum wiederholten Male: Die Produkte im Weltladen sind deshalb teurer, weil die Bauern in der Dritten Welt für ihren Kaffee oder ihre Bananen Löhne erhalten, von denen sie menschenwürdig leben können. In den Supermärkten dagegen sind diese Produkte deswegen so billig, weil für die 12 Stunden - Arbeit auf den Plantagen Hungerlöhne gezahlt werden. Doch in Deutschland scheint gegen das Preisargument kaum ein Kraut gewachsen. – Gut, dass das nicht in allen Ländern der Fall ist. In Kamerun gelang es im Rahmen einer groß angelegten Kampagne, die Menschen davon zu überzeugen, nicht mehr die Hähnchen aus Europa zu kaufen, obwohl diese viel billiger sind. Die Menschen sollten vielmehr die einheimischen Hähnchen kaufen. Die sind zwar teurer, aber damit konnte die Existenz vieler kleiner Hühnerfarmen gesichert werden. Dass die Menschen sich so verhalten haben, ist in einem Land wie Kamerun alles andere als selbstverständlich, denn die Menschen verfügen nicht gerade über hohe Einkommen. In einem Interview erklärte der Leiter der Aktion, wie er seine Landsleute von dem veränderten Konsumverhalten überzeugt habe. Eines seiner Argumente lautete: Armut ist kein Grund, andere noch ärmer zu machen. Selbst wer arm ist, soll seine Würde bewahren und nicht irgend etwas essen. – Für mich ein überzeugendes Argument. Die Geschichte hat mir so gut gefallen, dass ich sie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in unserem Koblenzer Weltladen erzählt habe. Denn manchmal habe ich das Gefühl, dass sie von der ständigen Billigpreis - und Schnäppchenmentalität entmutigt werden. Und diese Geschichte ist eine Ermutigung: Lasst euch nicht verunsichern. Das, was wir einkaufen und was wir essen, ist nicht nur eine Preisfrage, sondern hat etwas mit unserer Würde als Menschen zu tun. Zumindest in einem westafrikanischen Land haben das offensichtlich einige Menschen begriffen. https://www.kirche-im-swr.de/?m=126
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