SWR1 3vor8

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9 Danach sah ich eine große Schar ..aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen; die standen vor dem Thron Gottes angetan mit weißen Kleidern... Und er sprach zu mir: Sie werden nicht mehr hungern noch dürsten.. denn das Lamm. .wird sie weiden und leiten zu den Quellen des lebendigen Wassers, und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen.

Wo sind die Menschen, die gestorben sind? Allerheiligen und Totensonntag, solche Tage erinnern mich an diese Frage. Und wenn Sie in letzter Zeit einen lieben Menschen verloren haben, kennen Sie diese Frage erst recht. Wo sind die Verstorbenen?
1) Egal, ob Sie ein gläubiger Mensch sind oder nicht, eine Antwort stimmt für jeden von uns: „Die Toten sind uns (nur) voraus.“ Die Frage wo die Verstorbenen sind, erinnert daran, dass zu unserem Leben der Tod gehört. Manchmal kommen mir der Tod und die Toten ganz weit weg vor. Und das ist ja auch richtig. Aber ist es nicht auch eine Täuschung? Denn, eines Tages werde ich auch zu ihnen gehören. Das verbindet uns Lebende und Verstorbene mehr, als ich manchmal meine. Der Tod ist nicht nur eine Grenze, er ist auch ein Übergang. Er trennt nicht nur von den Toten, er verbindet auch. Und als Christ glaube ich, dass auch jenseits dieses Grenzübergangs Gott bei uns ist wie im Leben. Tote und Lebende sind bei ihm geborgen. Das verbindet uns.
2) “Die Toten sind uns nur voraus.“ Das bedeutet noch was zweites für mich. Wenn der Tod zum Leben gehört, dann wäre es auch normal, darüber zu reden. Im Kopf ist uns das auch klar, aber vielen fällt es schwer, mit lieben Menschen über den Tod zu reden. Mit den alten Eltern oder mit Schwerkranken. Mir auch. Man hat Angst, will sich und andere schonen. Dabei weiß ich, dass wir uns Wichtiges vorenthalten, wenn wir nicht drüber reden. Wenn man zu lang wartet, könnte es zu spät sein, Dinge zu klären, und sich überhaupt damit gut zu tun. Auch letzte Jahre intensiv miteinander zu gehen.
3) „Die Toten sind uns nur voraus.“ Das bedeutet für mich noch etwas Drittes: Sie sind uns voraus – aber sie sind nicht verschwunden. Ich hatte eine Lieblingstante, sie ist schon 30 Jahre tot. Aber manchmal seh ich sie ganz lebendig vor mir. In unserer Erinnerung können Menschen, die uns voraus sterben, einen Platz haben. Wenn wir ihnen einen Platz schenken. Erinnerung verbindet Lebende mit Verstorbenen. Im Schwierigen wie im Guten.
Bei meiner Tante seh ich immer vor mir, wie der Glaube ihr Kraft gegeben hat und eine ganz positive Lebenseinstellung, obwohl sie MS hatte. Sie ist für mich meine Heilige, auch wenn sie keinen bekannten Namen hat.
Aber sind Heilige nicht genau dazu da? Dass man in ihrer Nähe spürt, dass es einen Gott gibt. Dass man sich von ihnen etwas zu Herzen nehmen kann. Und dass etwas von dem, was sie ausstrahlen, in unser eigenes Leben überfließt und dort weiterwirkt. Dass sie uns helfen, selber zu glauben und als Christ zu leben. https://www.kirche-im-swr.de/?m=101
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