Anstöße sonn- und feiertags

Anstöße sonn- und feiertags

26MRZ2023
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„All‘ Morgen ist ganz frisch und neu. Des Herren große Gnad du Treu, sie hat kein End‘ den langen Tag, drauf jeder sich verlassen mag.“ Das sind Zeilen eines alten Kirchenliedes. Es war ein früher Morgen, als sie mir eingefallen sind – unterwegs mit meinem Hund quer über die Felder. Und es war kein guter Morgen – irgendwas anstrengendes und stressiges hat an meiner Seele genagt – ich weiß nicht einmal mehr genau, was. Und trotzdem fiel mir plötzlich ein: „All Morgen ist ganz frisch und neu.“ Vielleicht weil ich bergauf etwas aus der Puste gekommen war und die frische Luft in den Lungen gespürt habe. Oder weil der Himmel immer heller wurde und der Tag allmählich zu leuchten anfing. Ein neuer, frischer Morgen. Zeit – mir von Gott geschenkt, und die unberührt vor mir lag wie mein Weg durch die Felder auf meinem Spaziergang mit meinem Hund.

Ich war wirklich belastet und niedergeschlagen an diesem Morgen – da hat der Gedanke gut getan: Des Herren große Gnad‘ und Treu, sie hat kein End‘ den langen Tag. Das hat mich ein Stück aufgerichtet. Den Kopf gehoben. Kopf hoch, und den Blick frei nach vorn richten. Und dann Schritt für Schritt.

Um ehrlich zu sein: Ich erinnere mich nicht mehr daran, wie lange dieses ermutigende Gefühl angehalten hat. Ich weiß nicht mehr, ob ich mich abends auch noch so frei gefühlt habe, oder ob ich das abarbeiten konnte, was mir da auf der Seele gelegen ist. Aber ich erinnere mich an das Gefühl - immer wieder einmal und – ganz besonders morgens, wenn es langsam hell wird und ein neuer Tag zu strahlen anfängt. Ein neuer, frischer Morgen. Zeit, die Gott mir schenkt und die noch ganz unberührt vor mir liegt. Und Gott ist treu, ist dabei, jedesmal, wenn ein neuer Tag anbricht. Und den ganzen langen Tag hat seine Gnade kein Ende. Seine Begleitung, seine Zugewandtheit zu mir und allem, was vielleicht gerade an der Seele nagt.

Immer wieder einmal gelingt es mir, frühmorgens diesen Moment nicht zu verpassen und dieses Gefühl. Nicht gleich loszurennen, sondern erst einmal tief ein- und auszuatmen. Aber wenn ich doch losrenne und belastet und niedergeschlagen in den Tag starte, dann habe ich vielleicht Glück, und mir kommt wieder das alte Kirchenlied in den Sinn, das übrigens Johannes Zwick geschrieben hat:

All‘ Morgen ist ganz frisch und neu. Des Herren große Gnad‘ und Treu‘, sie hat kein End‘ den langen Tag. Drauf jeder sich verlassen mag.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37370
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