SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

28MRZ2023
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Fünf Sekunden Schweigen können furchtbar anstrengend sein. Das habe ich gemerkt, als ich mit einem Freund was trinken war. Wir plaudern ein bisschen und irgendwann erzählt er mir, dass er gerade eine miese Phase hat und es ihm echt nicht gut geht. Ihm fehlen zwischendurch immer wieder die Worte und er hört kurz auf zu reden. Ich habe in dem Moment keine Ahnung, wie drauf reagieren und ich will ihm auch nicht irgendeinen Ratschlag geben. Ich bin still und warte, bis er weiterredet. Dadurch entstehen diese fünf Sekunden, in denen niemand von uns beiden etwas sagt und die sind mir furchtbar lang vorgekommen. Fünf Sekunden nichts sagen, das habe ich noch nie so anstrengend erlebt wie da.

Auf dem Weg von der Kneipe nach Hause mache ich mir Gedanken, was ich hätte sagen können, damit dieses fiese Schweigen überbrückt wird oder um ihn irgendwie zu unterstützen.

Daheim kriege ich von ihm eine Nachricht, dass ihm genau das besonders gutgetan hat. Dass er so sein konnte wie er war, ohne Plan, und dass ich einfach zugehört habe. Ohne Tipps, ohne Ablenkungsmanöver von mir. Gemeinsam hilflos.

Mir ist klar geworden, wie gern ich auf alles eine Antwort geben möchte oder meine, ich brauche direkt eine Lösung für ein Problem. Aber das ist manchmal ein Schritt zu früh. Davor kommt erstmal gut zuhören und wenn die Worte fehlen: aushalten. Das ist zwar anstrengend, aber vielleicht nützlicher als ein gut gemeinter Ratschlag. Und gerade wenn nichts gesagt wird, ist klar: Da ist jemand, und die oder der ist für einen da.

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