SWR3 Gedanken

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03FEB2023
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Letzten Herbst hat es mich – wie so viele andere – ziemlich doll erwischt. Ich hatte nicht nur eine schwere Bronchitis, sondern hing mental auch total durch. Ich bin es nicht gewohnt, so lange zu Hause zu bleiben und darauf zu warten, dass ich endlich gesund werde. Für meinen Mann und die Kids war ich in dieser Zeit eher eine Bremse als eine Unterstützung; vier Wochen lang habe ich kaum Menschen getroffen und meine Laune war im Keller. Und dann kam Steffi. Steffi ist meine Freundin aus der Grundschulzeit. Sie wohnt in Regensburg. Und als ich ihr gesagt habe, dass sie auf keinen Fall kommen soll, weil ich krank und mies gelaunt bin, hat sie das einfach überhört und stand ein paar Tage später vor der Haustür.

Sie hat sich um die Kinder gekümmert, die Küche gemacht, meinen Mann bespaßt und mir Witze erzählt. Und dann hat sie mir noch etwas beigebracht: Mittagsschlaf zu machen und geduldig mit mir selbst zu sein. Sie war einfach da und hielt uns alle aus. Und wusste ganz genau, was ich jetzt brauche. Und das mit solch einer Selbstverständlichkeit, dass es mir nie unangenehm gewesen ist. Nach wenigen Tagen sah die Welt wieder ganz anders aus. Als Steffi dann wieder nach Hause gefahren ist, gab es von mir keine herzliche Umarmung oder ein großes Dankeschön; denn ich lag auf dem Sofa und habe meinen Mittagsschlaf gemacht. Sie hat sich einfach rausgeschlichen und mir eine liebevolle Nachricht als Abschied auf mein Handy gesendet. Wenn ich daran zurückdenke, kann ich kaum glauben, wieviel Glück ich habe.

Diese Freundschaft ist für mich ein kleines Wunder und – wie kitschig es auch klingen mag – ein Geschenk des Himmels.

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