SWR3 Gedanken

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31JAN2023
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Karoshi – das ist das japanische Wort für „Tod durch Überarbeitung“.

Karoshi ist ein eigenes Wort für das, was vielen Menschen in Japan zum Schicksal wird: Sie arbeiten bis zu 16 Stunden, täglich, sieben Tage die Woche. Bis sie krank werden durch diese Dauerbelastung und schlimmstenfalls sterben. Weil sie körperlich und psychisch vollkommen erschöpft sind.

Ein Leben unter solch einer Dauerbelastung – diese Vorstellung finde ich wirklich furchtbar. Aber wenn ich bei mir selbst mal genauer hinschaue: Ich arbeite zwar keine 16 Stunden täglich und auch nicht sieben Tage die Woche. Aber bin nicht auch ich manchmal in einem Hamsterrad unterwegs? Eingespannt zwischen Job, Familie und Haushalt? Viel zu oft finde ich mich zwischen Terminen und To-do-Listen wieder und frage mich, was ich hier eigentlich gerade mache.

Dann tut es mir gut, das Hamsterrad mal anzuhalten, zu überlegen: Was in meinem Alltag ist wirklich wichtig und sinnvoll? Was macht mich glücklich? Und dann Auszeiten zu setzen, in denen ich Kraft tanken kann: Ein Spaziergang mit einer Freundin, eine Runde im Wald, eine lange Umarmung mit meinem Mann oder Vorlesen mit meinen Töchtern. Solche Dinge brauche ich täglich, solche Momente dürfen keine Ausnahme sein. Und trotzdem finden sie zu selten statt. Denn Dauerbelastungen sind auch bei mir, hier in Stuttgart, weit weg von Japan, ein ständiges Thema.

Ich möchte nicht, dass auch wir ein eigenes Wort für den Tod durch Überarbeitung erfinden müssen. Deshalb möchte ich mich, aber auch meine Mitmenschen um mich herum, immer wieder anhalten und daran erinnern: Wir alle brauchen eine Pause.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36994
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