In der Vesperkirche in Mannheim helfen wieder jeden Tag mehr als 50 Ehrenamtliche mit. Alte und Junge, Konfis und Rentnerinnen. Auch unsere Konfis helfen mit. Die kommen fast alle aus Familien, in denen es nie an etwas fehlt, außer vielleicht an Zeit. Viele der jungen Leute sind ausgesprochen zielstrebig. Sie stehen unter einem hohen Leistungsdruck. Manchmal machen sie auch nur noch Blödsinn, vielleicht weil sie sonst so oft funktionieren müssen.

In der Vesperkirche erleben sie Menschen, die ganz anders leben. Bei vielen geht es jeden Tag darum, das nötigste zusammen zu bekommen. Die Jugendlichen bedienen Menschen, die sonst auf der Straße betteln oder im Jobcenter um Unterstützung bitten. Ganz verschiedene Menschen sind das: Kranke, Psychisch Kranke, Alte, Familien mit Kindern, Geflüchtete, Frauen aus der Ukraine, auch Menschen mit Suchterkrankungen. Die jungen Leute bringen Essen an die Tische und helfen bei der Kleiderausgabe. Am Ende des Tages sind sie sehr bewegt. Sie staunen: ‚Ich hätte nicht gedacht, dass die Leute hier so freundlich sind und so dankbar.‘ Und dann erklären sie: ‚Wir wollen nochmal mithelfen.‘ ‚Warum?‘ frage ich, mit der Vermutung, dass sie einfach noch einen Tag Schule frei haben wollen. Aber es ist was anderes: ‚Ganz einfach, das macht Sinn.‘ sagen sie, ‚Menschen zu helfen macht doch Sinn!‘ Und eine andere sagt nur: ‚Und weil es Spaß macht.‘ Da staune ich auch. Gerade die oft schwierigsten unter den Jugendlichen sind stundenlang mit viel Engagement herumgerannt. Sie sind aufmerksam und freundlich gewesen zu Menschen, die sie sonst vielleicht verachten würden. Sie haben zugehört. Sie haben einen neuen Blick geübt. Ich vermute, sie haben mehr gelernt, als wenn sie in der Schule gewesen wären. Etwas das unsere Gesellschaft gut brauchen kann – Mitmenschlichkeit.