Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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23NOV2022
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Was erwartet mich heute wohl in den Nachrichten? Morgens denke ich manchmal daran und merke, dass das ganz schön anstrengend ist. Ich will gut informiert sein durch Radio und Zeitung und so weiter. Aber als ich mal im Kloster war und eine Woche lang keine Nachrichten gehört habe, ist das wie eine Verschnaufpause für meine Seele gewesen. Der Dichter Hugo von Hofmannsthal hat mal gesagt: „Es gibt viel Trauriges in der Welt und viel Schönes. Manchmal scheint das Traurige mehr Gewalt zu haben, als man ertragen kann, dann stärkt sich indessen leise das Schöne und berührt wieder unsere Seele.“

Manchmal scheint das Traurige viel stärker als das Schöne. Viele Menschen machen Dinge durch, die kaum zu ertragen sind. Was wir selber oder was wir durch die Nachrichten miterleben, ist ganz schön viel: Menschen in Not, offene Fragen auch in unserem Land, soziale Spannungen, Krankheiten und in der Welt Krieg und Unterdrückung. Das macht mich oft sehr dünnhäutig. Und ich frage mich dann: Wo führt das alles hin?

Aber Hofmannsthal sagt: Da ist auch etwas anderes, dieses leise Schöne. Und auch das berührt unsere Seele. Nur, wie finde ich das?

Das Schöne, das meine Seele berührt, kommt meist nicht in den Nachrichten vor.  Ich kann es auch nicht selber machen. Es ist aber da. Ich muss meine Antennen ausfahren und genau hinhören oder sehen. Und dann kann ich es wahrnehmen: Eine gute Erfahrung mit einem Menschen. Ein buntes Blatt auf dem Boden, ein Sonnenstrahl durch die Wolken hindurch. Alles kann meine Seele berühren, wenn ich mich auch berühren lasse.

Eine Musik kann mich berühren oder Gottes Wort, durch das er sagt: Ich bin bei Dir, in allem, was auch so oft traurig und schwer ist.  All das ist manchmal leise, aber kann die Hoffnung stärken und neuen Mut machen.

Besonders für dieses leise Schöne möchte ich heute offen sein.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36545
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