SWR3 Gedanken

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02OKT2022
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Manchmal möchte ich am liebsten den Kopf in den Sand stecken: der Bauernverband hat nämlich in diesem Jahr erneut über unterdurchschnittliche Ernten geklagt. Also noch eine Krise – zu allen anderen – dazu.

Gut, dass jetzt Erntedank ist. So heißt der Sonntag heute! Und gerade, weil das Jahr für die Bäuerinnen und Bauern so schwierig war, bin ich besonders dankbar, dass sie dennoch ihre Ernte eingefahren haben, damit wir genug zu essen haben. Danke, dass sie nicht den Kopf in den Sand gesteckt haben, sondern dass sie ausgesät haben, gepflegt haben und das was da war, geerntet haben. 

In einem alten Kirchenlied, das wir im Erntedankgottesdienst singen heißt es: „Wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land, doch Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand.“ 

Das heißt für mich: Das Pflügen und das Aussäen müssen wir schon selbst machen. Da hilft es nicht, den Kopf in den Sand zu stecken. Den Kopf braucht man nämlich, um neue Ideen zu entwickeln, damit auch unter schwierigeren Bedingungen der Mais wächst. So war das auch, als es vor über 200 Jahren, 1816, ein Jahr ohne Sommer gab. Eine richtige Hungersnot lähmte damals das Königreich Württemberg.

Und dann hat man zwei Sachen erfunden. Als erstes eine landwirtschaftliche Schule, damit man mit solchen Situationen besser zurechtkommt. Die Universität Hohenheim in Stuttgart gibt es heute noch. Und als zweites ein großes Erntedankfest zwei Jahre später, das heute auch noch unter dem Namen Cannstatter Wasen bekannt ist.

Also: nicht den Kopf in den Sand stecken. Sondern in gebrauchen und dann Gott danken, für das, was draus geworden ist.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36258
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