SWR3 Gedanken

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30SEP2022
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Nicht immer trifft Papst Franziskus den Ton. In diesem Sommer hat er eine Abtreibung mit dem Anheuern eines Auftragsmörders verglichen.

Wenn der Papst so spricht, macht mich das wahnsinnig wütend. In erster Linie als Frau. Wenn die katholische Kirche die Verhütung verbietet und die Abtreibung verurteilt, dann entscheidet sie über mich, über meine Sexualität als Frau und meinen Körper.

Über Frauen, die abtreiben, sagt der Papst: Sie geben einen Mord in Auftrag. Ärztinnen und Ärzte, die die Abtreibung vornehmen, macht er damit zu Mörderinnen und Mördern.

Wenn eine Frau über eine Abtreibung nachdenkt, steht sie vor einer großen ethischen Entscheidung. Die Frau hat es nicht leicht, verdient individuelle Beratung und respektvolle Unterstützung.

Doch ein Schwangerschaftsabbruch – warum auch immer er vorgenommen wird – ist auch heute noch ein großes Tabuthema.  Das ist ein Problem, dass wir darüber nicht offen sprechen  – und dabei helfen die Worte des Papstes mit Sicherheit nicht. – weder den Arztpraxen, noch den Müttern, geschweige denn dem ungeborenen Leben.

Ich glaube an einen Gott, der uns allen zutraut, verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen. Was uns daran hindert? Wenn Themen tabuisiert oder wir selbst abgewertet werden.

Ich kann nicht akzeptieren, was der Papst sagt. Nicht für mich, nicht für meine Töchter, nicht für uns Frauen. Wir werden seit Jahrhunderten systematisch unterdrückt und mundtot gemacht, auch von der katholischen Kirche. Deshalb ist es mir wichtig,  mich klar gegen solche Äußerungen zu stellen.

Ich glaube, wenn es um Abtreibung geht, gibt es nicht die eine, gute Lösung für alle Szenarien. Aber ich glaube, dass wir darüber offen und respektvoll sprechen müssen. Durch die Vorverurteilung des Papstes wird Abtreibung zum Tabuthema. Das müssen wir verhindern.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36249
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