SWR3 Gedanken

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09SEP2022
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Es gibt immer wieder Momente, da vermisse ich Menschen, die schon gestorben sind. Dabei ist es fast egal, wie lange das her ist. Der Schmerz wird meistens mit der Zeit weniger. Aber immer wieder denke ich „Oh, das würde ich ihm jetzt gerne erzählen“ oder „Wenn sie jetzt dabei sein könnte“.

Dann tut es weh, dass er oder sie nicht mehr da ist. Als meine Oma im Pflegeheim gestorben ist, da haben die Mitarbeiterinnen dort neben ihrem Foto und einer Kerze einen Spruch aufgestellt: „Der Tod eines geliebten Menschen ist die Rückgabe einer Kostbarkeit, die Gott uns nur geliehen hat.“ Mich hat das berührt. Dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Pflegeheim das Leben meiner Oma als eine Kostbarkeit gesehen haben. Und, dass sie glauben, dass diese Kostbarkeit jetzt wieder bei Gott ist. Ich glaube das auch. Dass die Verstorbenen, um die wir trauern, bei Gott sind. Manchmal hilft mir das, manchmal nicht. Ich hätte sie ja lieber bei mir.

Aber was mir hilft, ist über die Kostbarkeit zu sprechen. Sie so ein Stück weit in meinem Leben zu halten. Bei mir zu halten. Ich teile sozusagen die Kostbarkeit mit anderen. Da ist es gleich, ob sie sie kannten oder nicht. Und wir können uns so gemeinsam an den schönen Momenten freuen, die ich mit den Verstorbenen hatte. An den Kostbarkeiten der gemeinsamen Zeit. Mir hilft das in der Trauer. Da kann ich Gott dankbar sein, dass er mir diese Kostbarkeiten geliehen hat. Jeden und jede einzelne, die ich jetzt vermisse.

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