SWR3 Gedanken

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09AUG2022
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Leonard Cohen, der Songpoet, hatte die Gabe, für Großes passende Worte zu finden. Einmal spricht er zum Beispiel vom gebrochenen, vom „broken Hallelujah“. Halleluja, das ist hebräisch und bedeutet: „Lobt Gott!“ Wenn ich „Halleluja“ höre, denke ich deswegen zuerst an großes Glück, vielleicht ein fröhliches Lied, um Gott danke zu sagen, ihn zu loben, weil gerade alles gut läuft.

Es gibt aber auch das gebrochene, das „broken Hallelujah“. Das begegnet mir oft bei Trauergesprächen. Da erzählen die Hinterbliebenen von den Verstorbenen. Von dem großen Schmerz, dem Verlust eines geliebten Menschen. Oft fließen Trauertränen. Im selben Gespräch fließen aber immer wieder auch Lachtränen, weil sich die Menschen an lustige und gute Erfahrungen mit den Verstorbenen erinnern.

Manchmal sind die Angehörigen dann ganz irritiert: „Jetzt haben wir so gelacht und uns gefreut, obwohl wir doch gerade trauern.“ Aber beides gehört zum Leben. Alles, was gebrochen oder zerbrochen ist. Aber auch alles, was gut und schön ist. Und manchmal überlagern sich die schweren und die guten Zeiten im Leben. Das sind die Zeiten des „broken Hallelujah“.

Ich mag diese Wortschöpfung von Leonard Cohen. Sie erinnert mich daran, dass es auch in schweren Zeiten immer etwas gibt, das gut ist. Das macht die schweren Zeiten leichter.

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