SWR3 Gedanken

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22JUN2022
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Immer wenn eine Entscheidung ansteht, haut mein pfälzischer Kollege Werner diesen lustigen Spruch raus: „Sach ja oder sach nää oder sach äfach jein – des gehd ach!“

Tja und jetzt stecke ich in so einer Entscheidungs-Zwickmühle. Ein Freund lädt mich am Wochenende spontan zum Geburtstag ein und zur gleichen Zeit wollte ich mit meiner Familie endlich und lang geplant mal wieder wandern gehen. Unmöglich mich da zu entscheiden, denn ich will eigentlich beides. Deshalb wähle ich erstmal Werners Option mit dem „Jein“ und warte ab. Vielleicht fällt die Fete ja ins Wasser oder die Kinder werden krank. Dann brauch ich mich gar nicht entscheiden und die Sache klärt sich von allein.

Aber es kommt natürlich nicht so. Stattdessen ziehen die Tage ins Land und ich hab mich immer noch nicht entschieden. Am Abend vor der besagten Party, oder eben der Wanderung, sitze ich rum und denke nach: Der Spruch von Werner bringt mich zwar immer zum Lachen, aber ansonsten ist er ausgemachter Humbug. Das mit dem „Jein“ ist nämlich so eine Sache: Es kommt so gelassen daher, hat aber das Potential mich in den sicheren Wahnsinn zu treiben. So ein „ewiges Jein“ macht mich auf Dauer unfrei. Weil ich immer hin und her hirnen muss, was für wen jetzt besser wäre. Auch bei richtig  schwierigen Entscheidungen.

Es gibt genügend schönere Dinge, um Tage und Nächte zu füllen, als mit ständigem Grübeln. Meine Zeit ist dafür einfach zu kostbar. Deswegen sag ich zu mir selber: „Also Stephan, nicht lange rumeiern, lieber entscheiden.“ Wenn ich mir dann einen Moment genommen hab und mich entschieden hab, ist das eine Riesenerleichterung. Ich muss nicht mehr grübeln, sondern kann die Tage drauf mit einem schönen kribbelnden Gefühl verbringen: Mit Vorfreude

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