SWR3 Gedanken

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21MAI2022
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Am 21. Mai geht die Welt unter. Nicht heute, sondern schon vor 11 Jahren. Davon war der US-amerikanische Radioprediger Harold Egbert Camping felsenfest überzeugt. Und mit ihm Hunderte von Menschen, die im Angesicht der Apokalypse ihre Jobs und Wohnungen kündigten. Nur um am 22. Mai 2011 festzustellen, dass die Erde sich weiterdreht. Dumm gelaufen.

Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Für das Jahr 2022 geben uns selbsternannte Weltuntergangs-Propheten die Auswahl zwischen einem Computer-Superhirn, das uns versklavt, einem Asteroiden, der die Erde auslöscht, und einem gigantischen Vulkanausbruch. Sie schütteln den Kopf? Davon geht die Welt nicht unter? Vermutlich nicht.

Die Erde dreht sich weiter. Erst einmal. Und dennoch höre ich das leise Wiehern der apokalyptischen Reiter. Von alters her stehen die für Krieg und Krankheit, Teuerung und Tod. Zwei Jahre Corona haben uns gelehrt, wie sehr ein winziges Virus unser Leben bedroht. In der Ukraine erleben wir Krieg und Tod. Und die Folgen sind weltweit zu spüren, in Teilen Afrikas droht längst konkret eine Hungersnot.

Davon geht die Welt nicht unter? Vermutlich nicht. Die dreht sich gleichmütig weiter, während wir uns den Garaus machen. Wir brauchen kein Computer-Superhirn, vom Himmel fallende Sterne oder explodierende Vulkane. Wir können das schon selbst. Uns gegenseitig das Leben zur Hölle machen. Und dann geht die Welt doch unter. Für jeden einzelnen, der leidet. Unter Not und Tod, unter Hunger und Schmerz.

Keine Welt soll untergehen. Weder im Großen noch im Kleinen. Und es liegt auch an uns, ob sich die Welt nur gleichmütig weiterdreht oder liebevoll, friedvoll, verantwortungsvoll. Wir können nicht jedes Übel dieser Welt im Keim ersticken, aber wir können für die da sein, die es trifft. Können gemeinsam aushalten, was uns trifft, und so den apokalyptischen Reitern die Stirn bieten. Damit die Welt nicht untergeht. Keine einzige.

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