SWR3 Gedanken

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12MAI2022
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Rebecca trägt weiße Sneakers, Jeans und einen braunen Pferdeschwanz. Ich mag das Lächeln, das sie immer auf den Lippen hat, obwohl sie jede Menge Arbeit hat. Ihr Mann und sie haben einen Hofladen in unserem Dorf eröffnet und mit drei kleinen Kindern ist das eine Riesennummer.

Wir beide quatschen ein bisschen, und ich frage sie: „Was ist mit eurem alten Auto? Ich hab da zwei Männer mit rumfahren sehen.“ Darauf Rebecca: „Das haben wir verschenkt. Vor ein paar Wochen waren die beiden bei uns im Hofladen. Sie haben gesagt, dass sie nicht mal Geld haben um sich was zu essen zu kaufen. Also haben wir ihnen ein bisschen Gemüse vom Laden gegeben.“ Ich werde neugierig: „Und dann?“ „Dann sind sie wieder gekommen und haben gefragt, ob wir Arbeit haben. Jetzt fährt der eine unsere Gemüsekisten aus und das Auto dafür haben sie jetzt eigentlich immer.“

Rebecca erzählt mir das gar nicht naiv, sondern einfach nur offen. Dann sagt sie zum Abschied noch etwas, was mir lange im Kopf geblieben ist. Sie sagt: „Ich bin überzeugt: irgendwann bekommen wir alles, was wir geben, auch wieder zurück.“

Rebecca hat das so glaubwürdig gesagt, das hat mich überzeugt. Aber ich kann mir schon vorstellen, dass viele Leute auch widersprechen und sagen: „Nee, so ist das nicht. Ich gebe ständig so viel, das kann unterm Strich nicht passen.“ Leute, die ein Leben lang immer nur gegeben haben und am Ende selbst krank werden. Oder welche, die hemmungslos ausgenutzt wurden.

Rebecca hat gesagt, dass wir es „irgendwann“ zurückbekommen. Für mich kann das auch in einer ganz anderen Zeit sein. Und ich habe die große Hoffnung, dass am Ende auch Gott dafür sorgt, dass alle, die so viel gegeben haben, am Ende ausreichend zurückbekommen.

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