SWR3 Worte

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06SEP2021
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Es braucht nicht immer ein dickes Fell, um in der Welt was zu verändern. Im Gegenteil - die Autorin und Journalistin Ursula Ott setzt ihre Hoffnung auf die Dünnhäutigen:

„Geheuchelte Gelassenheit – das ist das Letzte, was wir gerade brauchen. Wir sollten im Büro lieber Mütter und Väter aushalten, die in der Morgenkonferenz ehrlich zugeben, dass sie völlig übernächtigt sind. Und wir brauchen uns nach über einem Jahr Pandemie, nach Bildern von Überflutungen und Naturkatastrophen, überhaupt nicht schämen, wenn wir dünnhäutig geworden sind. Wir brauchen keine Trainings für mehr Widerstandskraft. Wir brauchen Bürgerinnen und Bürger, die sich stressen lassen, die verwundbar bleiben. Damit sie statt innerer Widerstandskraft lieber echten Widerstand leisten. Gegen Arbeitszeiten, die krank machen. Gegen ein Klima, das den Planeten zerstört. Gegen alles, das uns wirklich stresst. Und für eine Zukunft, die für alle lebenswert ist. Und nicht nur für einzelne, die sich genug Hornhaut auf der Seele zugelegt haben.“

Aus: Ursula Ott, Geheucheltes Mitgefühl – Warum eine Floskel keine Anteilnahme ist, Deutschlandfunk Kultur, Politisches Feuilleton, Beitrag vom 04.08.2021

https://www.deutschlandfunkkultur.de/geheucheltes-mitgefuehl-warum-eine-floskel-keine.1005.de.html?dram:article_id=501208

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33865
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