SWR3 Gedanken

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11SEP2021
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‚Nichts ist gut in Afghanistan‘, sagte Margot Käßmann vor zehn Jahren mit Blick auf den Krieg am Hindukusch. 9/11 war der Anlass für das westliche Bündnis den Krieg gegen den Terror auszurufen und in das Land einzumarschieren. Genau 20 Jahre nach dem 11. September 2001 hat sich das westliche Bündnis nun zurückgezogen. In den USA ist man kriegsmüde und will keine weiteren Menschen opfern.

Aber waren diese 20 Jahre wirklich umsonst? Ich will mir nicht einreden lassen, dass egal sei, was dort in dieser Zeit gelungen ist, dass egal sei wie viele Kinder Schulen besuchten! Wie viele Menschen gemeinsam mit den westlichen Kräften versuchten, das Land neu und anders aufzubauen. Wie viele sich um Menschenrechte und Gleichberechtigung gekümmert haben. Diese 20 Jahre, in denen Mädchen in Schulen gehen konnten, und Abschlüsse machen, Frauen boxen, Fahrrad fahren und Fußball spielen konnten, als Künstlerinnen wirkten und Unternehmerinnen wurden, als Journalistinnen und Rechtsanwältinnen arbeiteten. Diese 20 Jahre sind nicht egal und waren nicht umsonst. Daran will ich festhalten.

‚Nach Afghanistan kommt Gott nur noch zum Weinen‘:
vor 20 Jahren schrieb Siba Shakib dieses Buch. Manche meinen jetzt schon, das sei Afghanistans einzig denkbare Zukunft. So viele haben in den letzten Tagen und Wochen bereits das Leben verloren. So viele all ihre Hoffnung auf eine Zukunft in diesem gemarterten Land, von Menschen und Unterstützung verlassen, Versprechen verraten.

Ich kann nicht anders als hoffen, dass Gott Afghanistan nicht verlässt in diesen Tagen, nicht zum Weinen. Ich hoffe, dass Gott Menschen bewahrt und trotz allem Schrecken der Hoffnung Raum gibt. Daran will ich festhalten.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33863
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