Anstöße sonn- und feiertags

Anstöße sonn- und feiertags

05JAN2020
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„Alles wird gut!“ Ehrlich gesagt: Ich möchte das gern glauben. Gerade jetzt, am Anfang eines neuen Jahres. Aber ich lese die Zeitung, ich sehe die Tagesschau, ich höre Nachrichten. Prognosen, Kommentare, Bewertungen, die mir sagen: Gar nichts ist gut. Es gibt überall nur Probleme. Ich will das heute Morgen gar nicht aufzählen, was man nennen könnte.

„Alles wird gut!“ klingt da wie das Pfeifen im Walde, das die eigene Angst übertönen soll und den anderen zeigen: ich habe Mut. Ich fürchte mich nicht. Anscheinend hatten Menschen das schon immer nötig. Ein Prophet vor mehr als zweieinhalb tausend Jahren hat schon so geredet. Damals waren die Zeiten anders, aber für die Menschen mindestens so bedrohlich wie die Zeit heute für uns. Dieser Prophet hat seinen Leuten gesagt: „Gott selbst hat mich gesandt. Ich soll den Elenden gute Nachrichten bringen, die mit gebrochenem Herzen soll ich verbinden. Ich soll den Gefangenen verkünden, dass sie frei werden und den Gebundenen, dass sie ihre Fesseln loswerden. Dies wird ein gnädiges Jahr werden.“ (Jes 61, 1-2)

Ein gnädiges Jahr! Ein gutes Jahr also. War Jesaja auch so ein Pfeifer im Wald? Gute Nachrichten für die Elenden. Neue Aussichten für die, denen das Herz gebrochen ist. Wer gefangen ist in Hoffnungslosigkeit und Armut, der kann frei werden. Wer sich ohnmächtig fühlt, der wird nicht länger sagen: „das hat doch alles keinen Sinn!“ Man könnte sagen, da versucht einer, sich und seinen Leuten die Welt schön zu reden.

Aber er tut es im Auftrag Gottes. Gott selber kündigt ein gutes Jahr an. Deshalb sind das für mich nicht bloß schöne Worte und fromme Wünsche. Im Namen Gottes kündigt Jesaja eine Zukunft an, die möglich ist. So könnte es werden! Die Erde ist nicht bloß ein Jammertal, wie manche uns glauben machen. Es kann anders sein.

Ich glaube, so hat später dann auch Jesus diese Ankündigung des Propheten Jesaja verstanden. Als er zum ersten Mal gepredigt hat, in der Synagoge von Nazareth, da hat er sich dieses Prophetenwort ausgesucht. Und er hat dazu gesagt: „Heute ist das erfüllt, vor euren Ohren!“ (Lk 4, 21). Was das heißen soll?

Wahrscheinlich doch: Wenn ihr tut, was Jesus sagt, wenn ihr barmherzig seid und Frieden schafft – dann ist das eine gute Botschaft für die Elenden. Wenn ihr freundlich seid, dann können gebrochene Herzen heilen. Wenn ihr mit anderen teilt, dann ist keiner mehr in seiner Armut gefangen.

Barmherzig sein und freundlich, teilen, was einer übrig hat, für gerechte Verhältnisse sorgen. Jesus hat gezeigt, wie das gehen kann. Damit die Elenden gute Nachrichten hören. Dann wird die Welt nicht schön geredet, sondern dann wird sie gut.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30106
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