SWR2 Lied zum Sonntag

SWR2 Lied zum Sonntag

Eine Welt ohne Grenzen. Eine Welt, in der alle einander verstehen, über alle sprachlichen Grenzen hinweg. Von diesem alten Menschheitstraum erzählt auch die Pfingstgeschichte in der Bibel. Für Petrus und die anderen Jünger wurde dieser Traum Wirklichkeit. Plötzlich war da ein Brausen wie von einem gewaltigen Sturm. Zungen wie aus Feuer haben sich auf die Jünger gesetzt. Die Bibel nennt das Gottes Heiligen Geist. Dieses heilige Feuer hat die Jünger fähig gemacht, in ganz verschiedenen Sprachen zu sprechen.

Ein Lied aus Frankreich lässt mich ein wenig davon nachempfinden. Es heißt: „Esprit de Dieu, souffle de vie“ – „Geist Gottes, Atem des Lebens“. In der nächsten Zeile ist sogar vom „Atem des Feuers“ die Rede! In den Sprachen der Bibel kann das Wort, das wir meistens mit „Geist“ übersetzen, auch „Atem“ oder „Wind“ heißen.

So geht das Lied auf Deutsch: „Atme in uns, Heiliger Geist, brenne in uns, Heiliger Geist, wirke ins uns, Heiliger Geist, Atem Gottes, komm!“
„Komm, du Geist, durchdringe uns, komm, du Geist, kehr bei uns ein! Komm, du Geist, belebe uns, wir ersehnen dich.“ So beschwört die erste Strophe Gottes Geist – auch für Menschen heute, nicht nur vor 2000 Jahren.
„Atme in uns, Heiliger Geist“: Die Bibel erzählt, wie Gott dem Menschen seinen Atem eingehaucht hat. Alles Leben hat etwas von diesem Atem Gottes, sagt die Bibel. Die ganze Welt ist so entstanden.

Mit diesem göttlichen Schöpfer-Atem können Menschen selbst etwas erschaffen. Kunst, Musik, schöne Gedichte. Oder die Verständigung zweier Völker, die jahrhundertelang zerstritten waren – so wie Franzosen und Deutsche. Oder eine weltweite Gemeinschaft – so wie die ursprünglich aus Frankreich kommende geistliche Gemeinschaft Emmanuel, in der das Lied entstanden ist.

„Komm, du Geist der Heiligkeit, komm, du Geist der Wahrheit! Komm, du Geist der Liebe, wir ersehnen dich.“

Der alte Traum von Frieden, Völkerverständigung und einer Welt ohne Grenzen: wie aktuell ist er in der zerrissenen Welt von 2018!
Das Lied steht in fis-moll, einer ganz seltenen Tonart – für Kirchenlieder wird sie eigentlich nie benutzt. Eine Tonart, in der Schmerzliches und Leidenschaftliches anklingen kann, aber auch tiefe Sehnsucht. Es ist die Sehnsucht danach, dass die Welt heil wird.

Der Glaube an Gottes heiligen Feueratem hält diese Sehnsucht wach. Und diese Sehnsucht will nicht nur träumen, sie will mit Gottes Hilfe etwas Neues schaffen. Versöhnung, Einheit, Verständigung – dafür brennt der pfingstliche Glaube! Dafür beschwört er Gottes Atem, Gottes Geist: „Komm, du Geist, mach du uns eins, komm, du Geist, erfülle uns! Komm, du Geist, und schaff uns neu, wir ersehnen dich.“

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Musik 1-3
Esprit de Dieu, souffle de vie
Interpreten: Chantes de l’Emmanuel, CD: Il est vivant! Best of louange, Vol. 54, CD 2, Track 14, IEV Musique, AVM, Editions de l’Emmanuel,

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26518
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