Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Der Geist Gottes öffnet einem die Augen. Jesus hat ihn deshalb auch den Geist der Wahrheit genannt (Joh 16, 13). Auf einmal kann ich sehen, was wirklich ist.

Dass die Wahrheit ans Licht kommt – dass nichts vertuscht wird oder beschönigt – das ist ganz wichtig. Das ist besonders wichtig, wenn immer mehr „fake news“ verbreitet werden. Lügen also. Nur wenn die Wahrheit ans Licht kommt, kann man  ändern, was verkehrt läuft. Aber was ist die Wahrheit?

Ist die Wahrheit das, was mir einleuchtet, weil ich schon immer so gedacht habe? Ist die Wahrheit das, was alle sagen, jedenfalls alle, die ich kenne? Oder was mir jemand weismachen will, weil er bestimmte Interessen verfolgt? Wie finde ich raus, was die Wahrheit ist?

Mit der Wahrheit ist es nicht immer einfach. Das wissen zum Beispiel alle, die Kinder haben. Wenn zwei sich streiten, dann erzählt einem hinterher jeder seine Wahrheit. Jeder sagt, wie er erlebt hat, was geschehen ist. Und ich kann beide verstehen, jeden aus seiner Sicht. Wenn ich nur die eine Seite sehe – dann ist das nicht die ganze Wahrheit. Und man muss dann einen Kompromiss finden, um beiden Seiten gerecht zu werden. So ist das oft mit der Wahrheit. 

Jesus hat versprochen: Gottes Geist der Wahrheit hilft dabei, zu unterscheiden, kritisch und klar, wo es nötig ist: Er hilft zu unterscheiden, wo Wahrheit und Lügen so vermischt werden, dass sie kaum voneinander zu trennen sind. Was ist nun wahr? Und was sind „fake news“? Da weiß man schließlich nicht mehr, was man glauben kann. Und schließt sich denen an, die es einfach und klar und deftig auf den Punkt bringen und dabei oft kein gutes Haar an irgendetwas lassen.

Ich höre nur noch, was schlecht läuft – und nichts von den Fortschritten, die es auch gibt. Dann kann ich mich in die Meckerecke zurückziehen und sagen: ihr werdet schon sehen, wohin das führt. Es wird Zeit, dass einer kommt und endlich aufräumt. Dann bin ich nämlich fein raus. Dann brauche ich nichts zu machen. Schon gar nicht, mein Leben ändern.

Aber „da kann man nichts machen“ – das ist ein absolut geistloser Satz und auch ein gottloser Satz. Und ich meine: Wenn Gottes Geist der Wahrheit uns daran erinnert – dann wächst auch der Mut. Und die Lust, mitzuhelfen. Wir alle können etwas tun – Sie und ich. Das ist die Wahrheit. Es ist nicht egal, was ich einkaufe und wo. Es ist nicht egal, ob ich das Fahrrad nehme oder mit dem Auto fahre. Es ist nicht egal, ob ich etwas von meinem Wohlstand für die Armen gebe. Es ist nicht egal, welche Nachrichten ich weitersage und welche Partei ich wähle.

Ich hoffe, dass mich Gottes Geist der Wahrheit daran immer rechtzeitig erinnert.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24478
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