Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Wie schnell gerät jemand in Vergessenheit…
Seit ein paar Monaten schreibe ich an meiner Ahnentafel. Ich frage die ältere Verwandtschaft: „Was weißt Du über Onkel Hans? Und was war eigentlich dein Uropa von Beruf?“ Ich maile mit entfernten Verwandten und suche Informationen im Internet und in Kirchenbüchern. Inzwischen stehen über 1000 Menschen in meiner Ahnentafel. Zu einigen habe ich Geschichten gefunden oder erzählt bekommen, aber bei vielen weiß ich nur den Namen, den Geburtstag, den Familienstand und wann sie gestorben sind. Manchmal sitze ich nachdenklich vor diesen Daten: wenn ich sehe, dass in einer Familie im 19. Jahrhundert 7 von 9 Kindern ganz klein gestorben sind. Oder wenn bei manchen Männernamen dabeisteht, in welchem Krieg dieser Mann umgekommen ist.

Über 1000 Menschen, die zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten gelebt haben. Über 1000 Menschenschicksale. Von vielen ist den eigenen Nachfahren nichts mehr bekannt.
Manchmal lese ich in der Zeitung auf den Todesanzeigen Sätze wie: „Tot ist nur, wer vergessen ist. Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, ist nicht tot.“ Aber ich merke, das Gedächtnis unserer Lieben dauert höchstens drei oder 4 Generationen. Und dann?

In der Bibel heißt es, dass Gott jeden Menschen kennt und beim Namen gerufen hat. Das kleine Kind, das im 19. Jahrhundert nur ein paar Tage alt geworden ist, den jungen Mann, der mit 18 in irgendeinem Krieg gefallen ist, die alte Dame, die jahrelang bettlägerig war. Und mich auch.

„Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du bist mein!“ Manche Eltern suchen ihrem Kind diesen Bibelvers als Taufspruch aus. Ich denke, sie finden es gut, zu hören: Gott kennt dich. Er kennt deinen Namen und weiß, welche Geschichte zu diesem Namen gehört und wer du bist. Für ihn bist du wichtig – egal ob du im Leben eine wichtige Rolle spielst oder eher unauffällig im Hintergrund bleibst. Und egal, wie lange sich Menschen noch Geschichten von dir erzählen.

Bei Menschen gerate ich früher oder später in Vergessenheit. Aber in Gottes Gedächtnis bin ich für immer und ewig. In seinem Gedächtnis und in seinem Herzen. Niemand muss Gott erklären, wer ich bin. Heute nicht und in 200 Jahren auch nicht. Niemand muss Gott an mich erinnern. Er hat mich bei meinem Namen gerufen. Und wenn ich sterbe, ruft er mich wieder bei meinem Namen.

----
Jesaja 43,1 So spricht der Herr, der dich geschaffen hat: fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du bist mein!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23847
weiterlesen...