SWR2 Lied zum Sonntag

SWR2 Lied zum Sonntag

Das Lied für heute hat etwas Fließendes. Von Strophe zu Strophe fließt es und gibt damit musikalisch dem Gestalt, was es besingt. Liebe. Liebe will fließen, nicht tröpfeln. Gibt es Traurigeres, als in der Liebe zu geizen?
Das Lied „ubi caritas“ singt, wie vielfältig Liebe sein kann. Dass sie aber nie aufhören soll zu strömen.

Ich habe dabei ein Bild vor Augen: Einen Brunnen mit mehreren Schalen, übereinander. Im Inneren der Brunnensäule steigt das Wasser nach oben, unsichtbar, tritt oben aus, fällt und füllt die Schalen, eine nach der anderen. Anscheinend unerschöpflich. Wie die Liebe.

Musik 1 ubi caritas 

„Ubi caritas et amor, Deus ibi est.“ ‚Wo Liebe ist, da ist Gott.‘ Das Lied stammt aus der Ordensgemeinschaft in Taizé und im Text steckt biblisches: „Wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott.“

Ich finde mich wieder, im Lied und im Bild des Brunnens. Wie eine Brunnenschale gefüllt wird, so das Leben: Andere haben für mich gesorgt, mich geliebt. Bis heute.

Der christliche Glaube ist nicht davon abzubringen: Liebe können wir geben, weil sie uns zukommt. Von Gott und hoffentlich von Menschen. Sie macht uns Gott ähnlich. Wie gut, dass wir geliebt werden und lieben können. Uns verlieben. Ohne Amor werden wir glanzlos.

Musik 2  liebt einander wie ich Euch

Liebe soll fließen. Nicht nur zu denen, die schon liebenswert sind. Das wäre zu sparsam. Der Nächste in der Bibel ist nicht der, der mir am Herzen liegt, sondern der mich braucht. Wie Liebe dahin fließt, als caritas, hat Jesus großartig erzählt.

Musik 3  ubi caritas 

Ein Mann wurde überfallen. Die Räuber nahmen ihm alles und ließen ihn halbtot liegen. Ein Priester kam vorbei, dann ein Levit, beide kümmerten sich nicht.

Dann kam ein Mann aus Samarien. Der hat ihn gesehen. Er hat die Wunden mit Öl und Wein behandelt, sie verbunden.

Er hat ihn in ein Gasthaus gebracht und gepflegt.

Am nächsten Tag hat er dem Wirt zwei Silberstücke gegeben und gesagt: ‚Pflege den Verwundeten! Wenn es mehr kostet, werde ich es dir geben, wenn ich wiederkomme.‘

Danach fragte Jesus seine Zuhörer:

‚Wer von dreien ist dem Notleidenden zum Nächsten geworden?
Einer hat geantwortet: Der sich gekümmert hat. Darauf Jesus: „Dann geh hin und mach es ebenso.“

 „Mach es.“ Ich meine oft, Liebe sei Gefühl. Aber Nächstenliebe ist praktisch. Wer meine Zuwendung verdient, muss mir nicht sympathisch sein.

Um praktisches Guttun, nicht um Gefühl, geht es wohl auch, wenn Jesus sagt: „liebt Eure Feinde“. Was für eine Zumutung. Es möge uns Kluges einfallen, um Spiralen von Hass und Gewalt zu durchbrechen. Praktische Liebe sollen auch Menschen erleben, die fremd und feindlich wirken.

Musik 4  ubi caritas 

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Musiken 1-4  „ubi caritas“ track 14 aus  CD „Neue Lieder aus Taizé“         
Label Christophorus; MusicContact Heidelberg LC 0612         

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23658
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