Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Ich bin so knallvergnügt erwacht.

Ich klatsche meine Hüften.

Das Wasser lockt. Die Seife lacht.

Es dürstet mich nach Lüften.

Aus meiner tiefsten Seele zieht

mit Nasenflügelbeben

ein ungeheurer Appetit

nach Frühstück und nach Leben.

Mit diesem energiegeladenen Gedicht von Joachim Ringelnatz wünsche ich Ihnen gerade heute am Montag einen guten Start in die Woche. Beneidenswert wenn man so in den Tag starten kann. Knallvergnügt, voller Elan mit diesem/einem ungeheuren Appetit nach Frühstück und auf Leben. Wie sollte es schmecken, das Leben, dass man im wahrsten Sinne des Wortes Geschmack daran findet? Oder damit es Leben in Fülle ist, wie es uns Jesus von Nazareth versprochen hat?

Jedenfalls nicht fad, war mein erster Gedanke, ... nur süß wie Sahnetörtchen -  auch nicht, ... bitter auf keinen Fall, ... ab und zu prickelnd wie Champagner, bloß nicht ständig. Aber wie dann, was schmeckt nach Leben? Worin kommt das Leben am besten zum Ausdruck?

Mir kam spontan frischgebackenes Schwarzbrot in den Sinn  ... mit knuspriger, aufgebrochener Rinde. Wenn ich das rieche, anschneide und schließlich kaue, habe ich das Gefühl, etwas von dem zu schmecken, was Leben heißt.

Es ist hart und weich – salzig und süß zugleich. Um verschmecken zu können, was Leben heißt,  muss ich mich wie das Saatgut, das zum Korn, dann zu Mehl und schließlich zu Brot wird, all dem aussetzen, was nun einmal zum Leben gehört: Höhen und Tiefen, Freude und Schmerz, Gesundheit und Krankheit, helle und dunkle Tage. Ich brauche Raum zum Wachsen ... und muss selbst Raum lassen, all den anderen Pflänzlein in Gottes Garten.

Damit das Leben seinen vollen Geschmack entfalten kann, muss ich es kauen wie Brot und es genießen, wenn’s süß schmeckt. Und ich mag es teilen, weil ich überzeugt bin, dass wahres Leben geteilt werden muss, wie Brot, und erst dann seinen vollen Geschmack entfaltet.

Und noch etwas, zum Schluss: Wenn ich so über den Geschmack des Lebens nachdenke, berührt es mich ganz eigen, dass Brot, dieses einfache Grundnahrungsmittel für den steht, der für uns Menschen das Brot des Lebens sein will – Jesus von Nazareth.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22973
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