Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Über den eigenen Schatten zu springen – das ist unmöglich. Da stehe ich mir selber im Weg und komme nicht weiter.

Äußere Hindernisse, die kann man wegräumen, wenn das vielleicht auch manchmal mühsam ist. Aber dieser Schatten, den ich selber werfe – der geht immer mit mir, egal, wohin. Und man kann nicht drüber springen. Wenn ich ängstlich bin zum Beispiel, dann sehe ich überall Gefahren und wage kaum einen Schritt. Wenn ich bequem bin, dann kriege ich den Hintern einfach nicht hoch – obwohl ich vielleicht gern würde.

Was muss geschehen, damit ich darüber hinweg komme – über diesen Schatten?, mit dem ich mir selber im Weg bin? Über die Hemmungen und Bequemlichkeiten und Ängste, mit denen ich mir selbst im Weg stehe? .

Mehr Licht, erzählt die Bibel. Man braucht mehr Licht. Helles Licht, Licht von allen Seiten. So war das jedenfalls bei einem gewissen Saulus, von dem die Bibel erzählt. Der war ein Theologe, der genau wusste, was man glauben musste und was nicht. Und als die ersten Christen auftauchten, da war er sicher: So nicht! Und damit sie nicht immer mehr Menschen verunsichern konnten, hat Saulus die Christen verfolgt. Verhaften und einsperren lassen. Er konnte das Neue nicht einfach stehen lassen. Er konnte da nicht über seinen Schatten springen. Vielleicht könnte man sagen: Seine Rechthaberei stand ihm im Weg.

Bis auf einmal Gott selbst ihm in der Nähe der Stadt Damaskus ein Licht aufgehen ließ. Erschreckend, mit Blitz und Donner womöglich. Saulus war wie geblendet. Und er hört eine Stimme: „Saul, warum verfolgst du mich?“ Für ihn ist das Gottes Stimme und nun ist er ganz verwirrt. Er hatte doch gemeint, dass er die Christen im Namen Gottes verfolgt! Aber immerhin. Ihm geht ein Licht auf. Er sagt jetzt nicht, lass mich in Ruhe. Saulus fragt. Wer bist Du? Vielleicht beginnt eine Veränderung so, dass einer anfängt, zu fragen. Wer bist Du? Vielleicht auch: Was soll ich tun? Oder: Kannst Du mir helfen?

Wir heute wissen: Damit hat seine Geschichte erst angefangen. Saulus wird ein erster Missionar und Lehrer der Christen und nennt sich von da an Paulus. Und was dann kommt, wird schwierig und anstrengend.

Trotzdem finde ich diese Geschichte von Saulus, dem ein Licht aufgeht, ausgesprochen ermutigend. Sogar da, wo jemand in Verhaltens- und Glaubensmustern so festgefahren ist wie er – sogar da kann Gott Bewegung in ein Leben bringen. Man braucht nicht zu sagen: Das kann ich nicht oder so bin ich nun mal. Wichtig ist, sich auf die Anfragen der anderen einzulassen. Und selbst zu fragen. Damit einem ein Licht aufgeht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22795
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