SWR3 Gedanken

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Eigentlich waren die Bücher ihm sehr wichtig – zumal sie damals richtig teuer waren, im zwölften Jahrhundert, lange vor der Erfindung des Buchdrucks. Dominikus war ein guter Theologie-Student; und so einer kann es sich schön einrichten mit seinen Büchern. Egal, was in der Welt draußen um ihn herum so los ist.

Da war Dominikus anders. Es gibt eine Hungersnot in seiner Universitätsstadt Palencia. Dominik ist wohl hin und her gerissen – und beschließt doch bald, die teuren Bücher zu verticken und mit dem Geld Gutes zu tun. „Was soll ich über trockenen Fellen studieren und draußen auf der Straße verhungern die Menschen?“, soll er gesagt haben. Na gut – ein Student aus gutem Hause kann sich sowas leisten; und dass auch ein guter Student gelegentlich in Versuchung kommt, das ganze Zeug in die Ecke zu schmeißen: schon klar.

Dominikus hat was Anderes gelernt: Dass nämlich die Kirche und ihre ganze Theologie unglaubwürdig ist, wenn sie die Menschen um sich herum aus den Augen verliert. Und so war das eben damals im Mittelalter: die Not der Leute war unübersehbar. Während die Kirche und die Kirchenfürsten es sich gern eher gut gehen ließen.

Das war ein richtiges Einfallstor für alle möglichen Extremisten und Fundamentalisten. Irrlehrer und Ketzer nannte man die damals. Sekten verbreiteten sich gefährlich schnell. Dominikus tat was dagegen: Die Ordensgemeinschaften, die er gegründet hat, sollten überzeugend predigen – und dabei oder dazu arm leben wie die Apostel in der Bibel.

Ziemlich modern, dieser heilige Dominikus damals im Mittelalter. Direkt ein Bruder des heiligen Franziskus: der war damals sein Zeitgenosse. Und auch der heutige Papst hätte ihm sicher gefallen.

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