SWR1 3vor8

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Warum immer das Kreuz? Viele Menschen haben Probleme damit. In jeder Kirche hängt es, oft ist auch noch Jesus in seinem Leid und Schmerz dargestellt. Auch viele Christen haben Probleme mit dem Kreuz: Wie kann ein Zeichen, wo jemand Schmerzen und Gewalt leidet, im Zentrum stehen? Das Christentum ist doch eine Religion der Liebe.

Juden und Muslime fragen ähnlich. Navid Kermani zB. der liberale muslimische Autor, schreibt, dass ihm vieles am christlichen Glauben sehr nah ist. Das Kreuz nicht: „Ich bete auch in Kirchen, aber nie in Richtung Altar, weil über jedem Altar ein Kreuz hängt,“ schreibt er.

Ich bete Richtung Kreuz und mir hilft es, dass ich das kann: Jesus ist der Kern meines Glaubens und prägt wie ich Christentum verstehe. Und zu Jesus gehört wie er gelebt hat, dass er gestorben ist und auch wie: Gekreuzigt, gestorben, auferstanden, das gehört zusammen.

Darum geht es heute auch in den evangelischen Gottesdiensten: Eine Passage aus einem Brief von Paulus wird gelesen. An die Christen in der Hafenstadt Korinth hat er appelliert:

Wir verkünden Christus als Gekreuzigten: Das erregt Anstoß und gilt vielen als Dummheit. Doch für uns ist Christus Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Denn was an Gott als dumm erscheint, ist weiser als die Menschen. Und was an Gott schwach erscheint, ist stärker als die Menschen.

Paulus weiß: Das Kreuz ist nicht harmlos. Nicht schön. Und Menschen wie Navid Kermani, die Probleme damit haben, erinnern daran und das finde ich auch wichtig.

Das Kreuz ist nicht schön, aber es erzählt Unglaubliches: Gott ist bei ihm als Jesus Todesangst hat. Jesus ist von Gott nicht verlassen. Auch als er diese Angst hat.

Das geht Menschen heute auch noch so: Wer schwer krank ist, Menschen, die Opfer von Gewalt werden, fühlen sich oft allein. Wie verstoßen vom Leben. Das Kreuz Jesu hält dagegen: Gott ist da, wenn man schwach ist, unten und wie ausgestoßen. Gott ist oben und ganz unten. Darum bete ich in Richtung Kreuz. Weil ich glaube, dass Gott in jeder Not mit den Menschen standhält.

Martin Luther hat das mal so ausgedrückt: Niemand will in die Tiefe sehen, wo Armut, Schmach, Not, Jammer und Angst ist, da schaut jeder weg. Darum bleibt allein Gott solches Hinsehen. … Er ist allen nah, die in der Tiefe sind. Also hat er auch seinen liebsten Sohn Christus selbst in diese Tiefe geschickt Und an ihm gezeigt, worauf sich sein Sehen, sein Werk, seine Hilfe und sein Wille richtet. Hoffentlich können Sie und ich ihn spüren, falls wir in solche Tiefen kommen.

 

18Die Botschaft vom Kreuz erscheint denen, die verloren gehen, als eine Dummheit. Aber wir, die gerettet werden, erfahren sie als Kraft Gottes.

19Denn in der Heiligen Schrift steht:
»Ich will die Weisheit der Weisen auslöschen und von der Klugheit der Klugen nichts mehr übrig lassen.«

20Wo sind jetzt die Weisen? Wo die Schriftgelehrten?
Wo die wortgewaltigen Redner unserer Zeit?
Hat nicht Gott die Weisheit dieser Welt als Dummheit entlarvt?

21Obwohl sich die Weisheit Gottes in dieser Welt zeigt, hat die Welt mithilfe ihrer eigenen Weisheit Gott nicht erkannt.D
D
eshalb hat Gott beschlossen, mithilfe einer Verkündigung, die als Dummheit erscheint, alle Glaubenden zu retten.

22Die Juden wollen Zeichen sehen. Die Griechen streben nach Weisheit.

23Wir dagegen verkünden Christus als Gekreuzigten:
Das erregt bei den Juden Anstoß und für die Heiden ist es reine Dummheit.

24Doch für alle, die Gott berufen hat – ob es Juden sind oder Griechen –, ist Christus Gottes Kraft und Gottes Weisheit.

25Denn was an Gott als dumm erscheint, ist weiser als die Menschen. Und was an Gott schwach erscheint, ist stärker als die Menschen. (1. Korinther 1,18-25)

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