SWR3 Gedanken

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Wir sind beim Chinesen essen. Mit Kinderwagen und Wickeltasche ist es inzwischen eine größere Sache bis wir alle vier in Ruhe sitzen. Wir gehen also zu unserem Tisch und unser zwölf Wochen alter Sohn Clemens brüllt.

Sofort kommt die Dame, die uns bedient, spricht mit dem Kleinen und bespaßt ihn. Als das alles nichts nutzt, fängt sie an, ihn aus dem Kinderwagen zu schälen. Und spricht dabei Chinesisch mit ihm. Zum Schluss hat sie ihn dann auf dem Arm und Clemens ist ruhig.

Das alles ist rasend schnell gegangen und mein Mann und ich standen daneben und haben dem Schauspiel zugesehen. Gefühlsmäßig irgendwo zwischen überrascht, überrumpelt und glücklich, dass es klappt. 

Ich erzähle das, weil mir diese Situation noch lange nachgegangen ist. Zum einen, weil die Chinesin es mit ihrer offenen und liebenswürdigen Art geschafft hat, dass wir eine echt nette und vor allem entspannte Zeit hatten.

Zum anderen hat mich beschäftigt, dass wir völlig selbstverständlich zugelassen haben, dass sie den Kleinen aus dem Wagen nimmt.

Normalerweise finde ich es übergriffig, wenn jemand, den ich nicht kenne, die Kinder ungefragt anfasst oder sogar aus dem Kinderwagen holt.

Warum hat es uns hier nicht gestört?

Es hat was mit Vertrauen zu tun. Wir haben der Chinesin einfach vertraut. Sie war gleich so liebevoll zupackend. Außerdem hat sie sich ganz auf den Kleinen konzentriert und war total sicher im Umgang mit einem kleinen Baby. Ich hab von Anfang an das Gefühl gehabt, dass Clemens bei ihr gut aufgehoben ist.

Genau deshalb hatte die Situation für mich auch was Göttliches. Ich habe der Chinesin mein Kind in die Hände gelegt. Ich habe ihr blind vertraut. Dieses große Vertrauen, das habe ich auch in Gott.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22106
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