SWR3 Gedanken

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„Flirten ist heute fast unmöglich geworden“. Das beklagt der deutsche Schauspieler Sebastian Koch.* Weil die Leute  ständig mit ihrem Handy oder Smartphone beschäftigt seien. Und flirten funktioniere eben über Augenkontakte und nicht über Selfies oder Dating-Apps. Und da hat er recht, der Herr  Koch. Zumindest teilweise. Denn natürlich flirten die Leute auch heute noch, wenn sie von ihrem Handy aufschauen. Aber die Gelegenheiten sind weniger geworden, weil die Menschen so viel nach unten schauen. Die Kultur des gesenkten Blicks hat das mal jemand genannt. Und von diesem gesenkten Blick ist nicht nur das Flirten betroffen. Die Handys und Smartphones haben unseren Alltag zwar unglaublich bereichert und einfacher gemacht. Aber auch ärmer. Die Blicke der Menschen sind nicht mehr so frei wie früher, sie schweifen nicht mehr einfach umher. Die Handys und Smartphones haben unsere Blicke zielgerichteter und damit auch enger gemacht. Sie treffen mehr auf Displays als auf Gesichter. Die Fenster zur Welt verschließen die Fenster zur Seele. So hat die Kirchenlehrerin Hildegard von Bingen unsere Augen genannt, Fenster zur Seele. Und wenn sie geöffnet sind, dann erzählen sie von Freude, wenn es aus ihnen herausstrahlt. Von Angst, wenn sie geweitet sind. Von Ärger wenn sie verschlossen sind. Und von Liebe wenn sie leuchten. Natürlich kann und will man nicht immer und überall mit geöffneten Seelenfenstern herumlaufen. Aber über die Augen kann man wenigstens ab und zu durchscheinen lassen, dass hinter diesen Fenstern eine gute Seele wohnt. Die den Menschen immer mal wieder - ganz ohne Worte - sagt: „Ich sehe Dich“.

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