SWR1 3vor8

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Wenn ich öfter ins Staunen geraten würde. Vielleicht täte mir das gut. Ob das am älter werden liegt, dass es seltener passiert? Weil ich denke, alles schon dagewesen, kenne ich?

Obwohl, zum Glück passiert es mir doch manchmal, dass ich ins Schwärmen gerate. Wenn beim Fußballspiel der Ball auf einmal wie schwerelos von einem Spieler zum anderen fließt, irre schnell und alles sieht so leicht aus und man vom Schweiß des Trainings nichts mehr spürt. Der Gegner will eingreifen und kann doch nicht. Da kann ich staunen und schwärmen.

Oder wenn ich auf einmal sehe wie schön die Gegend sein kann, durch die ich jeden Tag fahre: Nach einem Regenschauer, die Welt wie frisch gewaschen. Die Felder, gelb und leuchtend grün, eine Stadt schmiegt sich in die Landschaft unter einem großen Sommerhimmel und man spürt plötzlich: Es ist gut.

Oder in der Fußgängerzone erkennen wie schön Menschen sind, Frauen vor allem. Und oft sind es gar nicht die jungen. Oder ein Song, der meine Seele über einen Abgrund trägt. Wie ein Engel.

Ich weiß nicht was der Apostel Paulus gehört, gesehen oder erlebt hat. Aber etwas hat so eine Resonanz in ihm ausgelöst, dass er auf einmal nicht mehr nüchtern klingt wie sonst. Man liest seinen Römerbrief und denkt: Das ist Poesie. Eigentlich müsste man es singen:

Wie unerschöpflich ist der Reichtum Gottes, wie tief seine Weisheit und Erkenntnis! Wie unergründlich sind seine Entscheidungen und wie unerforschlich seine Wege!
..Wer hat ihm je etwas gegeben, sodass er es von ihm zurückfordern könnte?
Denn alles hat in Gott seinen Ursprung. Durch ihn besteht alles und in ihm hat alles sein Ziel. Denn er regiert in Herrlichkeit für immer. Amen.
(Röm 11,33-36)

Alles was ist, alles was lebt und atmet, in allem spiegelt sich Gottes Tiefe und Geheimnis. Und wenn ich davon etwas sehe und höre und erfahre, schwinge ich auf einmal mit. Wie ein Instrument in einer großen Band.

Vielleicht täte mir das wirklich gut, und Ihnen auch, wenn wir uns öfter so öffnen würden. Hören, sehen spüren. Die vielen Dingen, zum Staunen und zum Schwärmen, zum Aufschrecken und zum Aufatmen. Damit wir mitklingen und lebendig werden. Wie dieser Astronomen, wenn er hinausschaut ins Universum.

„Wir müssten viel größer von der Schöpfung denken!“, sagt er. „Wie sich diese gewaltigen Massen angeordnet haben, in Sonnensystemen, in Planeten, ein ..Wunder. Und irgendwo unser kleiner Planet Erde. Mit seinen optimalen Bedingungen, um Leben entstehen zu lassen.“. Ja, wahrscheinlich täte es gut, wenn ich mir öfter Zeit nähme, mich erstaunen zu lassen und zu begeistern.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22034
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