SWR3 Gedanken

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Er ist einer der beliebtesten Heiligen überhaupt. Im Bistum Trier jedenfalls gibt es fast so viele Martins-Kirchen wie es Marienkirchen gibt – 76 zu gut 80, wenn ich richtig zähle. Der heilige Martin – ein römischer Offizier; ist wohl ein guter Soldat gewesen – aber unsoldatisch aufgefallen. Sitzt ein Bettler am Straßenrand, sehr dürftig bekleidet bei den Temperaturen; Martinus zögert wohl nicht lange, säbelt seinen Offiziers-Mantel mittendurch und hängt die eine Hälfte dem Bettler um. Widerrechtlich natürlich – der Mantel gehört der Armee und dem Kaiser.

Mantel teilen oder andere Klamotten – das ist ja heute ziemlich selbstverständlich. Christliche Gruppen und Gemeinden organisieren so was. Und viele andere auch. Die große Kleidersammlung der Katholischen Jugend im Bistum Trier sammelt seit vierzig Jahren hunderte Tonnen Altkleider, verkaufen sie und finanzieren mit dem Geld unter anderem Bildungs-Maßnahmen und Schulen in Bolivien.

Oder ich denke an den Herbst und Winter 2015, als plötzlich so viele Menschen auf der Flucht in Deutschland ankamen: Schon bald mussten die Kleiderkammern Stopp rufen, weil die Leute zu viele Sachen angeschleppt hatten.

Der Offizier Martin hat damals bei Amiens im heutigen Frankreich etwas getan, was er spontan irgendwie selbstverständlich gefunden hat: Teilen, was man hat, wenn es einem anderen dann besser geht. Einen nackten Menschen bekleiden und wärmen. Erst nachträglich soll ihm Christus im Traum erschienen sein und gesagt haben: Du hast den Armen bekleidet und damit mir deinen Mantel umgehängt. Es hat ihn nachhaltig beliebt gemacht – 2016 ist Jubiläum, vor tausendsiebenhundert Jahren ist Martin geboren.

Nackte bekleiden ist eins von den sieben Werken der Barmherzigkeit - dieses Jahr bei den Katholiken in aller Munde. Und Gott sei Dank offenbar bei vielen Menschen sowieso ganz selbstverständlich.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21756
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