SWR3 Gedanken

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Erstmal scheint es ja unzeitgemäß: ausgerechnet in der Osterwoche stellte bistum-trier.de das siebte Werk der Barmherzigkeit in den Vordergrund. „Die Toten begraben“ heißt es.

Ja – es scheint dem Auferstehungsfest Ostern zu widersprechen. Aber andererseits: Die Toten zu begraben ist ja mehr als ein relativ selbstverständliches und menschliches Werk der Barmherzigkeit. Es ist zugleich ein Glaubensbekenntnis: Christen bestatten ihre verstorbenen Schwestern und Brüder, Eltern oder Kinder – und auch die Fremden…;  weil sie nämlich auch für sich selbst an ein neues Leben glauben, jenseits des Todes. Und weil sie deswegen relativ befreit umgehen können mit dem Tod, auch mit dem eigenen, der ja unausweichlich kommen wird.

Von Jesus selbst gibt es in der Bibel keine direkte Einladung zu diesem Werk der Barmherzigkeit; eigentlich eher einen Widerspruch. „Lass die Toten ihre Toten begraben“, sagt er zu einem, der erst noch den Vater bestatten will, bevor er mit ihm geht. Das klingt unbarmherzig. Und ich erlaube mir zu sagen: Da irrt der Herr Jesus. Oder wird falsch verstanden.

Wer Hungrigen zu essen gibt und Durstigen zu trinken, wer Kranke besucht und Gefangene befreit; wer sich den Schwestern und Brüdern in Not zuwendet, begegnet damit immer auch Jesus selbst – hat er selbst so gesagt. Und die Toten bestatten – das ist eine so menschliche Glaubens-Angelegenheit, das letzte Werk, das Menschen einem anderen Menschen noch tun können: Das muss dazugehören – und ist kein Widerspruch zu Ostern. Es nimmt sich ein Beispiel an den Frauen, die am Ostermorgen zum Grab unterwegs waren, um den geliebten toten Jesus feierlich zu bestatten. War alles ein bisschen hektisch zugegangen, ohne Salben und Gesänge, als sie ihn vom Kreuz genommen hatten, weil ja der Feiertag anbrach. Sie haben dann am leeren Grab Engel angetroffen und erfahren: Jesus lebt…

Die Toten begraben – das bleibt eine Tat der Nächstenliebe und des Glaubens – auch in der Osterzeit, die das neue Leben feiert. Und es sagt auch: den oder die ihr hier bestattet – sie sind im ewigen Leben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21753
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