Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Was macht die Dinge so kostbar?
Ich glaube, die Begrenzung macht sie kostbar. Das gilt für Gold und Edelsteine, genauso wie für die schönen Urlaubstage. Oder die Jugendjahre. Und überhaupt für unser Leben. Es ist begrenzt und das macht es so kostbar. Das macht aber auch Angst. Denn etwas Kostbares verliert man nicht gerne.
Außer, man ist davon überzeugt, dass danach noch etwas Besseres kommt.
So wie die Frau, von der ich Ihnen jetzt erzählen möchte: Diese Frau wollte ihren Glauben und ihre Hoffnung nicht einfach mit ins Grab nehmen. Sie wollte sie weitergeben, und zwar auf ihre ganz eigene Weise:
Als sie erfuhr, dass sie nicht mehr lange zu leben hätte, hat sie sich direkt an die Arbeit gemacht, alles Nötige für ihre Beerdigung zu planen.
Dann ist sie zu ihrem Pfarrer gegangen und hat alles mit ihm besprochen: Welche Lieder gesungen werden sollten, welche Texte gelesen werden sollten, was sie anhaben wollte… - kurzum, wie sie sich das so vorstellte, mit ihrer Beerdigung.
Als alles besprochen war, hatte sie noch eine Bitte, und das war ihr ganz wichtig: Sie wollte mit einer Gabel in der Hand beerdigt werden.
Man kann sich vorstellen, dass der Pfarrer ziemlich erstaunt war, darüber:
„Eine Gabel…?“, fragt er. Und da erklärt sie ihm, warum. Sie dachte sich das nämlich so:

Vor ihrer Beerdigung wollte sie aufgebahrt werden. So dass alle sie nochmal sehen konnten. Ja, und dann würden die Leute auch die Gabel sehen, in ihrer Hand. Und sie würden sich natürlich fragen, was das zu bedeuten habe.
Ja, und dann sollte der Pfarrer es ihnen erklären:
Ihr Leben lang war sie zu vielen Abendessen eingeladen. Und immer hatte sie die Gänge am liebsten gemocht, wo es hieß: „Die Gabel kannst du behalten“.
Denn da hatte sie gewusst, dass noch etwas Besonderes kommt. Nicht nur Eis oder Pudding, sondern was richtiges.
Ja, und wenn sie da also mit der Gabel im Sarg läge, dann solle der Pfarrer auch alle von ihr grüßen. Und ihnen sagen:
„Behaltet am Ende auch die Gabel. Denn es kommt noch etwas Besseres.“

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21235
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