Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Liebe geht durch den Magen, heißt es. Und ich glaube schon, dass das wahr ist. Wenn man die Liebste oder den Liebsten gut bekocht, festigt das die Beziehung.
Aber wie ist das mit der Nächstenliebe? Oder gar Fremdenliebe? - Geht die auch durch den Magen?
Vor kurzem war ich mit meinen Freudinnen zum ersten Mal in einem afrikanischen Restaurant. Das war interessant, aber auch ein ziemlich gewöhnungsbedürftig. Es fing schon damit an, dass man vor dem Restaurant klingeln musste, fast wie vor einem Hochsicherheitstrakt. Aber dann wurde man sehr freundlich hereingelassen und an einen Tisch geführt. Unser Tisch und die Bank sind allerdings so niedrig, dass man fast auf dem Boden hockt; für uns etwas ungewohnt und auch nicht sonderlich bequem.
Dann serviert uns eine Afrikanerin aus Eritrea unser Essen:
alle Gerichte auf einer einzigen, großen Platte. Die werden mit so einer Art Sauerteigpfannkuchen serviert, die aufgerollt sind wie eine Serviette. Eine von uns wird angewiesen, ein Stück von dem Pfannkuchen abzutrennen, auf das Essen zu werfen und es damit aufzunehmen.
Jetzt hätten wir aber doch gerne Besteck. Aber unsere Bedienung bleibt hart: „Nein, Besteck gibt es nicht. Bei uns isst man so.“
Aha. Also mit den Händen essen. Außerdem: beim Essen bin ich eigentliche sehr territorial. Und jetzt das: Eine große Platte teilen…!
Aber wir haben keine Wahl. Also fangen wir an zu essen. Erst zögerlich, mit vielen rebellischen Bemerkungen. Und dann immer genüsslicher.
Und was soll ich sagen? Am Ende war es ein sehr fröhliches Erlebnis.
Afrika ist uns wortwörtlich durch den Magen gegangen. Und mit der energischen Bedienung hätten wir uns fast angefreundet.
Aber wie ist das mit der Feindesliebe? - Kann die auch durch den Magen gehen?
In Israel, an der Mittelmeerküste, gibt es ein Café, das das praktiziert.
Der Inhaber des Cafe´s hat sich etwas Besonderes ausgedacht:
Wenn sich bei ihm Juden und Muslime an einen Tisch setzen und zusammen Humus bestellen, müssen alle nur die Hälfte bezahlen.
Die Aktion ist ein voller Erfolg.
 
„Wenn etwas Juden und Araber zusammenbringt, dann ist es Humus“, sagt der Erfinder. Grandiose Anregung, oder?

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21232
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