SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Dieser Sonntag zwischen den Jahren steht auch für die Kirche
irgendwie dazwischen:
Zwischen dem Jesus-Kind in der Krippe im Stall in Betlehem
und dem Prediger, der dann später ziemlich revolutionär auftreten wird.
Heute, am Fest der Heiligen Familie, gibt es eine Jugend-Geschichte.

Heilige Familie: Jesus Maria Josef; Zimmermannsleute in Nazaret,
oben im ländlichen Galiläa im Land Israel.
Aber keine Spur von Familien-Idylle, irgendwie.
In den katholischen Kirchen lesen sie heute die Geschichte,
wie Jesus sich von der Familie emanzipiert oder sogar distanziert
– mit zwölf Jahren, bemerkenswert früh auch in unseren frühreifen Zeiten.

Die Geschichte geht so:
Familie pilgert zum Osterfest nach Jerusalem;
ja, waren fromme Leute.
Sie bleiben eine Woche da, gehen in den Tempel,
treffen Bekannte – was man so tut auf der Wallfahrt.
Und dann geht’s wieder heim. Die Erwachsenen mit anderen zusammen –
und
 der Sohnemann wird schon bei seinen Freunden sein. Aber denkste.
Abends fehlt er, die Eltern sind aufgelöst, suchen überall,
eilen nach Jerusalem zurück.
Und finden ihn am dritten Tag, in der Tempelschule.

Da sitzt er mit den Professoren und Religionslehrern zusammen
und hat sie in intensive Gespräche verwickelt.
Alle staunen, wie er zuhört, kluge Fragen stellt und Antworten gibt,
die eine große Weisheit an den Tag legen.
Ob das religiöse Establishment wohl schon gemerkt hat,
was ihnen da für eine Konkurrenz heranwächst?

Die Eltern lassen die Frage gar nicht erst aufkommen.
Machen ihm Vorwürfe, wie er sie so in Angst versetzen konnte…
Kein Stress – ich musste doch im Haus meines Vaters sein – im Tempel.
Eine kühne Antwort – und wie gesagt: alles andere als Familien-Idylle.

Aber es war erst mal nur ein kleiner Ausbruch – noch am gleichen Tag
geht er mit ihnen heim; die Spannung wird die Familie begleitet haben,
die nächsten fünfzehn zwanzig Jahre – ganz normale Leute eben!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21180
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