SWR3 Gedanken

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Karin Bölter ist gestorben. Ich hab die Dame gar nicht gekannt, aber ihr Tod beschäftigt mich trotzdem. Auf sie aufmerksam geworden bin ich durch ihre Todesanzeige in der Zeitung. Wie jeden Morgen komme ich am Ende zu den Traueranzeigen und traue meinen Augen nicht. Da steht: Karin Bölter, Heldin - und dann ihr Geburts- und Todesdatum und ein Foto.

Zuerst hab ich gar nicht richtig gewusst, was ich davon halten soll. Wie jetzt: Heldin? So wie: Lehrerin oder Floristin? Ich hab mir die Anzeige ausgeschnitten und seitdem trage ich Frau Bölter mit mir herum, ganz wörtlich aber auch gedanklich.

Heldin - Held. Das sollte als Allererstes unter jeder Todesanzeige stehen. Wir sind nämlich alle Helden. Davon bin ich fest überzeugt. Dabei kommt es für mich nicht darauf an, was einer geleistet hat oder wieviel eine für andere getan hat. Nein, wir sind schon alleine deshalb Heldinnen und Helden, weil wir Menschen sind.

So verstehe ich Menschsein. Und so verstehe ich das was ganz am Anfang in der Bibel über die Erschaffung der Menschen steht. Es ist natürlich kein Tatsachenbericht. Es ist eine Hymne auf Gott, die Menschen viele tausend Jahre vor uns aufgeschrieben haben, weil sie die Welt so wunderbar erfahren haben und Gott dafür danken wollten.

In dieser Schöpfungshymne werden die Menschen als Abbild Gottes bezeichnet. Als sein Ebenbild. Also unfassbar viel wert. Daraus ergibt sich für mich unsere Menschenwürde. Wir können stolz und aufrecht durchs Leben gehen. Das ist oft genug anstrengend und manchmal fast nicht möglich. Und dennoch: wir Menschen sind Heldinnen und Helden des Lebens. Daran hat mich Karin Bölter wieder sehr deutlich erinnert.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20502
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