SWR3 Gedanken

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Geht’s noch schlimmer? Letzte Woche 400 und vorgestern wohl 700 Tote im Mittelmeer. Es ist nicht auszuhalten was sich da zwischen Europa und Afrika abspielt. Nein, genauer: die Politik der EU ist nicht auszuhalten angesichts dieser chronischen Flüchtlingstragödie. Statt Italien bei seinen Rettungsaktionen zu unterstützen setzt die EU mit ihrer Grenzschutzorganisation Frontex auf Abschottung und nimmt damit in Kauf, dass Menschen ertrinken. Zu Hunderten und im Wochenrhythmus. Das Mittelmeer als Massengrab. Natürlich wäre es das Beste die Menschen müssten nicht flüchten. Aber wer würde schon in seiner Heimat bleiben, wenn er nichts zu essen hat oder die IS-Barbaren im Nacken? Natürlich muss den Schleppern das Handwerk gelegt werden. Diesen Mördern, die den Flüchtlingen erst Tausende von Euro abzocken und sie dann mit maroden Booten in den Tod schicken. Aber wenn das schon nicht verhindert werden konnte, dann muss man doch den Menschen helfen, die in Lebensgefahr geraten sind. Und natürlich müssen wir Europäer helfen. Wir Europäer, das heißt Italien und Griechenland nicht allein lassen bei dieser Flüchtlingskatastrophe. Denn Flüchtlinge gibt es seit es Menschen gibt. Europa ist auch durch Flüchtlingsströme entstanden. Und sage bloß keiner wir hätten nicht genügend Platz oder Geld. Nach dem 2. Weltkrieg mussten Millionen Flüchtlinge in Deutschland untergebracht werden. Was haben wir nicht alles für schöne und große Gedenktage. An denen wir versuchen aus der Geschichte zu lernen und die Ereignisse zu verarbeiten, in denen wir schuldig geworden sind. Zurzeit ereignet sich Geschichte vor unseren Augen. Ein einmalig großer Strom an Flüchtlingen ergießt sich seit Jahren ins Mittelmeer. Und unsere Kinder werden uns zu Recht fragen wie wir Europäer es zulassen konnten, dass tausende Menschen, die bei uns Zuflucht suchen wollten, jämmerlich sterben mussten.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19600
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