SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Dreieinhalb Jahre jung ist Lisa -
gerade im Kindergartenalter.
Hat aber im Winter ihren ersten Skikurs gemacht.
Stand schon ziemlich sicher auf den Brettern,
die die Welt bedeuten für viele.
Letzter Tag des Kurses – da gibt es das traditionelle Mini-Skirennen
der kleinen Kursteilnehmer. Lisa gewinnt.
Toll! Erste geworden! jubelt der Papa; kann kaum an sich halten…

Lisa lässt es sich gefallen – oder?
Abends, nach dem Abendgebet beim GuteNachtKuss
muss sie dann doch noch was Wichtiges fragen:
Du Papa – ist das gut, erster zu sein!?

So wie dieser Vater drauf ist,
wie er nachmittags fast ausgerastet war beim Sieg seiner Lisa,
wird er kein Problem damit haben.
Aber sicher, erste oder erster zu sein und die anderen hinter sich zu lassen,
das ist immer gut.
Dann bist du der Chef, dann bewundern alle dich
und klatschen Beifall und jubeln dir zu – solche Sachen eben.

Aber vielleicht hat Lisas Frage ihn ja doch getroffen
oder wenigstens ein bisschen nachdenklich gemacht.
Er weiß ja, wie stressig das oft genug ist: Immer der Erste sein müssen;
immer besser dastehen als die anderen –
so schön es andererseits sein mag, im Mittelpunkt zu stehen,
umjubelt oder gar angehimmelt:
Die Ellbogen-Gesellschaft beschädigt beide: Die Opfer, die Unterlegenen,
aber auch die strahlenden Sieger.

Die christliche Bibel schlägt etwas anderes vor:
Seid bescheiden und achtet den Bruder oder die Schwester mehr als euch selbst.
Denkt nicht an euren eigenen Vorteil, sondern an den der anderen,
jeder und jede von euch! – das hat vor 2000 Jahren der Missionar Paulus
seiner Gemeinde in Griechenland geraten.

Ja, liebe Lisa – es ist schön, auch mal erste oder erster zu sein;
aber gut ist auch auf dem zweiten Platz – oder auf dem undankbaren vierten.


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