SWR3 Gedanken

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Seit langem gibt es in einem kleinen Ort im Odenwald eine muslimische Gemeinde. Sie hat bisher einen guten Draht zu den christlichen Kirchen: es gibt gemeinsame Aktionen und gute Kontakte. Die muslimische Gemeinde gehört dazu wie alles andere auch. Bisher jedenfalls. Dann wollte sie im letzten Jahr eine größere Moschee bauen. Der Gemeinderat hat zugestimmt, aber er hatte die Rechnung ohne einige seiner Bürger gemacht.

Vor allem die Anwohner der neuen Moschee haben Rabatz gemacht. Und das auf übelste Art und Weise. Sie haben im Internet regelrecht Hetze betrieben, die fast in die rechte Ecke abgerutscht ist. Plötzlich wurde die christliche Kultur des Ortes beschworen. Der Höhepunkt war ein Leserbrief, der als Gebet formuliert war. Darin wurde um den Heiligen Geist für die Gemeinderäte gebeten. Natürlich gegen den Bau der Moschee.

Spätestens da war für mich Schluss. Nicht nur, dass so etwas in meinen Augen Religion missbraucht. Es zeigt, dass einige schlicht und ergreifend Angst haben. Aber um was? Um Ihren Glauben? Um ihre Kirche? Um ihre Kultur? Angst, dass ihnen was weggenommen wird?

Es muss doch niemand Angst haben, wenn die Gemeinden weiterhin auf dem bisher eingeschlagenen guten Weg miteinander bleiben. Wenn sie voneinander wissen. Wenn sie sich und ihre Vorzüge kennen, aber eben auch die der anderen.

Ich glaube, das ist der Knackpunkt: diese massiven Moschee-Gegner kennen ihre eigene Religion zu wenig und die andere gar nicht. Das macht unsicher und vielleicht auch angriffslustig.

Mein Wunsch: auf geht’s, die eigene Religion, den Glauben, die Kirche kennenlernen, sich engagieren, Kirche lebendig machen und füllen. Dann muss ich auch keine Angst vor vollen Moscheen haben. Im Gegenteil, dann kann ich mich darüber freuen, dass andere sich auch für ihre Religion stark machen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19375
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