SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

„Mist, schon wieder einen Fehler gemacht, ich kann nichts, ich bin nichts wert!“ Wenn Ihnen diese Sätze bekannt vorkommen, dann will ich Ihnen einen Vorschlag machen: Versuchen Sie ein wenig barmherziger mit sich selbst zu sein. Streng mit sich selbst sind Sie sicher oft genug. Weil Sie es gelernt haben, von Ihrem Vater, Ihrer Mutter, in der Schule oder bei Ihrem Chef. Oder Sie haben das Strengmitsichselbstsein schon mit der Muttermilch aufgesogen. Durch eine unselige Erziehung, in der schon Kleinkinder nicht verwöhnt werden sollten. Aber jeder könnte immer mal wieder ein wenig barmherziger mit sich selbst umgehen. Leicht gesagt, wenn man ein Leben lang streng mit sich war. Und sich gehen lassen oder verweichlichen will man ja auch nicht, klar… Aber Barmherzigkeit ist was anderes. Wie so oft zeigt unsere Sprache worum es geht. Von seiner Wortherkunft bedeutet Barmherzigkeit, „ein Herz für die Unglücklichen haben“ – das wäre doch eine schöne Vorstellung: ein Herz für die unglücklichen, die schwachen Seiten in mir haben. Mich selbst besser verstehen, immer wieder auch gut zu mir selbst sein. Die kleine, hilfsbedürftige Seite meines Ich gewissermaßen in den Arm nehmen und ihr sagen, es ist gut, auch Du bist ein Teil von mir, auch Du hast Deinen Platz, auch Du bist wichtig. Im Hebräischen ist das Wort Barmherzigkeit gleichbedeutend mit Mutterschoß. Welch wunderbares Bild. Barmherzigkeit als Ausdruck mütterlicher Liebe und Geborgenheit. Für  Andere. Aber auch für mich selbst…

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