Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Manchmal kann ich sie nicht mehr hören: all die schlechten Nachrichten in den Nachrichten. Immer nur Terror, Kriege oder Katastrophen. Natürlich müssen die Journalisten all das bringen. Um vor Gefahren zu schützen, um aufzuklären und um Mißstände anzuprangern. Aber die Welt besteht ja – Gott sei Dank – nicht nur aus schlimmen Ereignissen. Und deshalb möchte ich den Rest dieser Woche vor den Nachrichten eine gute Nachricht verbreiten. Quelle dieser guten Nachrichten ist eine Initiative mit dem Namen „Peace Counts“ – „Frieden zählt“. Diese Initiative dokumentiert die Arbeit von Menschen, die in Krisengebieten Frieden stiften. Ja das gibt es auch. Und Journalistinnen und Journalisten, die über deren erfolgreiche Friedensprojekte berichten. Eines davon ist das Traumazentrum Tripolis. In diesem Traumazentum werden junge Menschen betreut, die durch den Bürgerkrieg in Libyen seelisch Schaden genommen haben. Kinder und Jugendliche, die still und verstört sind, unter Schlaflosigkeit leiden oder von Panikattacken geplagt werden. Posttraumatische Belastungsstörungen nennt man das im Fachjargon. Ausgelöst durch all die Grausamkeiten, die es im Krieg gibt. In einer männerdominierten Gesellschaft wie der libyschen käme kaum jemand auf die Idee seine Kinder psychologisch behandeln zu lassen. Darum nennt sich das Traumazentrum in Tripolis offiziell auch nur Jugendzentrum, in dem es um Freizeitangebote und Persönlichkeitsentwicklung gehe. Natürlich spielen die Kinder und Jugendlichen dort oder treiben Sport. Aber, die, die es brauchen erhalten auch eine Therapie. Durch die sie ihre schlimmen Erfahrungen verarbeiten können.

Wenn zum Beispiel ein Junge nach all seiner Angst vor den Kriegsmaschinen ein Bild von einem Panzer malt, der über und über mit farbigen Schokodrops beklebt ist. Und nicht selten kommt es vor, dass auch der große Bruder, der eigentlich nur seine kleine Schwester ins Jugendzentrum begleiten wollte, sich ganz allmählich für eine Traumatherapie öffnet.

Und so lerne ich, als beschützt und sicher lebender Mensch vom Traumazentrum in Tripolis: Friedensstifter sind nicht nur Idealisten, sondern auch klug. Sie wollen die Gewalt in der Welt verringern und wissen auch wie. Weil sie die Menschen und ihre Begrenzungen kennen. Und weil sie unaufdringlich sind und Geduld haben. Tugenden, die nicht nur in Tripolis heilsam sind. Aber dort besonders…

 

Quelle: Michael Gleich/Peace Counts www.peace-counts.org/lesen/reportagen/

 Diese Sendung beruht auf Aktivitäten der Berghof-Foundation Tübingen

Weitere Informationen unter:

www.berghof-foundation.org

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19056
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