SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

 Auch in der Bibel sind dieser Tage Menschen auf der Flucht.
Sind Menschen in der Fremde, geduldet so gerade noch,
am Rande der Gesellschaft…
Klar, die heilige Familie,
Maria Josef und der kleine Jesus:
Statt zu Hause in Nazaret ist der unterwegs zur Welt gekommen.
Und leider war in der Hochsaison zu Betlehem
kein Zimmer mehr frei gewesen…
Wie gut, dass da wenigstens noch der Stall zu kriegen war, als Notquartier.

In Vorra bei Nürnberg: da stünde jetzt bald eine alte Scheune zur Verfügung
als Quartier für Flüchtlinge.
Aber Mitte Dezember hat jemand die abgefackelt;
zeitgleich mit zwei weiteren Gebäuden.
Klares Signal: Keine Flüchtlinge hier, am liebsten gar keine Fremden.

Ganz nah dran sind die Geschichten aus der Bibel,
die rund um Weihnachten erzählt werden,
ganz nah dran an den Erfahrungen, die Menschen unserer Tage machen.
Krippenromantik gab es damals so wenig wie heute –
jedenfalls für die allermeisten. 
Aber zu leben in unsicheren Verhältnissen,
fremd unter Fremden, auf der Flucht im eigenen oder im Aus-Land:
schon als Säugling teilt Jesus dieses Schicksal.

Heute kochen allzu viele seltsame Kräfte
ihre scheinpatriotischen Süppchen
am Leid und an der Not von Menschen,
die von zu Hause weg mussten – warum auch immer –
und die im reichen Deutschland einen Platz zum Leben suchen.
Angeblich müssen sie das christlich-jüdische Abendland beschützen
vor Überfremdung und vor allem vor dem, was sie Islamisierung nennen.

Sorry: Welches Abendland wollen die denn beschützen?
Für mich hat das christliche Abendland jedenfalls im Morgenland angefangen;
mit Jesus, einem Flüchtlingskind,
zu Hause verfolgt, im Ausland aufgenommen.
Ein typisches Nahost-Schicksal –
gut dass das damals niemand weggejagt hat.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18949
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