SWR3 Gedanken

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Marcel ist 17 Jahre alt und hat sich auf seiner Facebook-Seite sehr klar politisch positioniert. Er hat sich dafür ausgesprochen, dass in seinem 300-Seelen-Dorf viele Flüchtlinge aufgenommen werden.

Danach ging es los. Auf allen Kanälen hagelte es Kritik der übelsten Sorte. Seine Freunde, Klassenkameraden, aber auch wildfremde Menschen haben ihn beschimpft und verurteilt. Ein Shitstorm wie er im Buche steht. Und Marcel hatte keine Chance, dem auszuweichen geschweige denn, das ganze zurückzunehmen oder zu löschen. Was einmal im Internet steht, ist nicht so leicht wieder weg zu kriegen. Das hat der Jugendliche ganz deutlich zu spüren bekommen. Es hat lange gedauert, bis sich der Wind um ihn gelegt hat. Und es hat auch lange gedauert, bis Marcel das alles verdaut hat. 

Für alles was mit Internet und modernen Medien zu tun hat, gibt es die sogenannte „Netiquette“. Diese Netiquette, also „Netz-Etikette“, ist eine Art Verhaltensvorschrift für den Umgang miteinander im Internet. Dabei geht es darum, ehrlich zu sein, einigermaßen korrekt zu schreiben und zum Beispiel keine Fotos von anderen ins Netz zu stellen, wenn ich sie nicht vorher gefragt habe. Und es geht darum, niemanden zu beleidigen oder schlecht über ihn zu schreiben.

Die Netiquette wirbt dafür, respektvoll und achtsam miteinander umzugehen - auch und gerade im Internet. Das finde ich wichtig, denn es ist natürlich viel leichter, jemanden im Netz zu beleidigen, als wenn ich ihm gegenüber stehe.

Leider ist die Netiquette rechtlich nicht verpflichtend, sonst hätte Marcel was gegen den Shitstorm tun können. Und trotzdem ist es gut, dass es sie gibt. Jeder Mensch muss und will respektvoll behandelt und wertgeschätzt werden - ganz egal, was er denkt und glaubt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18857
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